1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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das Kriegswesen kam, und gab also den Unterthanen Zeit
and Ruhe zu ihrer geistigen Ausbildung. Eine wichtige
Veränderung erfuhr ferner Europa, als Christoph C o-
l u in b u s im Jahre 1492 den neuen Erdtheil Amerika
entdeckte, wodurch ungeheuere Reichthümer zu den christlichen
Völkern kamen und der Handel einen hohen Schwung er-
hielt; auch liegt es in der Natur der Sache, daß der
Mensch aus größere Begebenheiten vorbereitet und zu größe-
ren Unternehmungen geschickt gemacht wird, sobald etwas
Wichtiges gelungen ist, an dessen Möglichkeit man vorher
gar nicht zu glauben wagte. Vor allen Dingen darf hier
die Erfindung der Buchdruckerkunst in der Mitte des 15ten
Jahrhunderts nicht vergessen werden.
Straßburg und Mainz waren die ^sten Städte, wo
G u t t e n b e rg, Faust und S eh ö ff c r ihre ersten Versuche
in dieser so wichtigen Sache machten. Ohne diese Erfindung
würden die Menschen noch lange in ihrer Unwissenheit ge-
blieben seyn. Denn das Lesen hatten nur Wenige in ihrer
Jugend gelernt; nur der Reiche konnte sich ein Buch an-
schaffen, weil die Bücher vor dieser Erfindung abgeschrieben
werden nrnßten, und also in einem sehr hohen Preise stan-
den. Kostete doch eine geschriebene Bibel mehre hundert
Thaler. Alles dies änderte sich mit Hilfe der Buchdrucker-
kunst. Nun konnte ein und dasselbe Buch vielfältig abge-
druckt, und wohlfeiler verkauft werden. Der Arme schaffte
sich es an, wie der Wohlhabende; er las und ward mit
Dingen bekannt gemacht, die er außerdem niemals gelernt
haben wüt'de. Genug, ohne die Buchdruckerkunst hätte
Luther sich umsonst bemüht, die Kirche von ihren alten
Irrthümern zu reinigen.
Dieselben Fortschritte förderte die Eroberung von Con-
stantinopel durch die Türken, unter Anführung Mahmud
Ii. im Jahre 1453. Die Gewaltthätigkeit dieser asiatischen
Barbaren verscheuchte eine Menge gelehrter Männer, die
sich nach Italien flüchteten. Hier setzten sie ihren Fleiß
fort und wurden die Veranlassung, daß Jünglinge aus an-
dern Ländern die hohen Schulen Italiens besuchten, und
nach ihrer Rückkehr die Wissenschaften mit Eifer betrieben,
und Andre dafür gewannen.