1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Johann Wiklef.
Johann Wiklef, oder Wiklifse »var um das
Fahr 1324 in der Provinz Pork-j unter der Regierung des
Königs Eduard Ii. geboren. Seine Aeltern, von denen
man wenig zu sagen weiß, bestimmten ihn für den geist-
lichen Stand, auf welchen er sich zu Oxford, wo es
mehre Schulen und eine berühmte Universität gab, vorbe-
reiten sollte. Wohl unterrichtet durch anhaltenden Fleiß
fand er bald an vielen unnützen, ja sogar verderblichen
Lehren der Kirche einen Anstoß, und er beschloß daher, die
Bibel zu stridire», um daraus zu sehen, was Christus
und seine Apostel eigentlich forderten. Bald fand er da-
durch den Widerspruch zwischen dem Willen des Evangelii
und dem Willen des Papstes, und es dauerte nicht lange,
so machte er seine besseren Ansichten bekannt. Weil er diese
aus dem Evangelio geschöpft hatte, so erhielt er den Namen
eines evangelischen Lehrer s. Vor allen Dingen
waren ihm die Franziska» e r und D s nr i n i k a n e r
ein Aergerniß, die als Bettelmönche zu Oxford lebten,
die Armuth Christi auf der einen Seite nachahmten, aber
auf der andern Seite geizig, faul und sehwelgeriseb sich be-
wiesen. Gegen diese faulen Menschen gab Wiklef 1360
ein besonderes Buch heraus, wodurch er sich eine Menge
Feinde zuzog. Denn wer gegen die Mönche etwas unter-
nahm, der beleidigte auch den Papst, weil dieser ohne die
Mönche nicht gut bestehen konnte. Gleichwohl hörte er
nicht auf, steh von der Unrichtigkeit vieler Lehren der rö-
mischen Kirche zu überzeugen- und für die Wahrheit zu
streiten. Es fand sich bald eine Gelegenheit dazu. Als
nämlich Eduard Hi. a« die Regierung kam und es an
Geld mangelte, so faßte der neue König den Entschluß,
dem Papste die jährliche Abgabe nicht mehr zu entrichten,
die unter dem Namen des Pcterspfennigs bekannt
war, und die allemal an dem Festtage von Haus zu Haus
eingesammelt wurde, an welchem man sich an die Bande
erinnerte, welche der Apostel Petrus in seinem Gefängnisse
getragen hatte. Drohend erinnerte der Papst den König
von England, das Geld auszuzahlen, welches seit '740 all-