1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Flüsse, Bäche, Teiche mit Eis bedeckt sind. Wenn nun
gleich das erkältete Wasser sich anfangs in einen engern
Raum zusammenzieht, als cs im Zustande der Warme ein-
nahm, so dehnt cs sich doch beträchtlich aus, sobald es
durch das Gefrieren seine Flüssigkeit verliert, und diese
Ausdehnung wird immer starker, je mehr die Kalte zu-
nimmt. Dies muß man sich aus den Luftblaschen erklären,
welche in dem Eise eingeschlossen sind. Der größeren Aus-
dehnung des Eises ist cs zuzuschreiben, daß gläsern?)
thbnerne und andere Gefäße, die mit Wasser angefüllt und
verschlossen sind, zerspringen, sobald das Wasser darin ge-
friert. Ja die Gewalt des Eises ist so groß, daß man
Baume, .Steine und selbst metallene Kugeln damit aus ein-
ander treiben kann. Weil das Eis sich ausdehnt, so
schwimmt cs auf dem Wasser; denn cs wiegt nicht so viel,
als die Wasserfläche, die es einnimmt. Davon kann man
sich bei Eisfahrten leicht überzeugen; auch die größten Eis-
schollen sinken niemals unter. Bel strenger Kälte nimmt
die Festigkeit des Eises immer mehr zu. In dem kalten
Winter des Jahres 1740 ließ die russische Kaiserin Anna
ein Gebäude aufrichten, das ganz aus Eis bestand; alle
Geräthschaften des Hauses, das verschiedene Zimmer hatte,
mußten aus Eis gearbeitet seyn; sogar die Kanonen, die
vor denl Gebäude standen, waren aus Eis gedreht und so
fest, daß man wirklich daraus feuern konnte. Hierdurch
kann man sich leicht überzeugen, welche Harte und Festig-
keit das Eis durch die Kälte erlangt. Ehe ein Fluß zu-
friert, sehen wir auf der Oberfläche desselben lockere Eis-
schollen schwimmen, die unter dem Namen des Grund-
eises bekannt sind. Dieses Grundeis entsteht auf dem
Boden der Flüsse, reißt sich in größeren und kleineren
Stücken los, schwimmt sodann in die Höhe, verbindet sich
und zieht endlich eine feste Eisdecke über den Fluß. Bei
gelinder Witterung wird diese Decke durch die Kraft des
steigenden Flußwassers mit lautem Krachen zersprengt;
größere und kleinere Schollen schwimmen nun fort, die sich
nicht selten aufthürmen, den regelmäßigen Lauf des Wassers
verhindern und auf diese Weise vic^,Schaden anrichten.
Oft werden Brücken, und Häuser mit fortgerissen, Menschen,