1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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D i e V ö g e i;
Die Vögel haben, wie die Saugetbiere, rothes, warn,es
Blut, unterscheiden sich aber von diesen dadurch, das; sie
zwei Füße, einen mit Federn bedeckten Körper, zwei Flü-
gel und einen hornartigen Schnabel haben; auch bringen
sie ihre Jungen nicht lebendig zur Welt, sondern 'legen
Eier, welche mit einer kalkartigen Schale überzogen sind.
Nun haben zwar die meisten Insekten und andere Thiere,
z. B. die Fledermäuse, auch zwei Flügel, aber keine Federn
und mehr als zwei Füße. Zwar legen die Eidechsen, die
Krokodille und andere Amphibien auch Eier; allein es fehlen
ihnen die Federn und das warme Blut. Aus weisen Ur-
sachen hat Gott den Vogel mit Federn" bedeckt; denn diese
sind viel warmer und leichter, so daß sich der Böge! be-
guem in der oberen kälteren Luft aufhalten kann. Auch
halten die Federn die Feuchtigkeit, die sich in der oberen
Luft befindet, sicherer ab, als die Haare. Indeß nicht blos
zur Warme, sondern vorzüglich zum Fliegen sollen die
Federn dem Vogel dienen, von denen die größten in den
Flügeln und im Schwänze anzutreffen sind. Jene nennt
man die Schwungfedern, diese die Steuerfeder n,
weil der Vogel damit seinen Flug lenkt, wie es das Steuer-
ruder bei dem Schiffe thut. Die feinen Federn, welche
zunächst an der Haut fitzen, nennt man die F lau infe-
dern. Jede Feder besteht übrigens aus zwei Hauptthei-
lcn, nämlich aus dem Kiele und aus der Fa hur. Be-
trachtet man den Körperbau des Vogels, so nimmt man
ebenfalls wahr, daß er zuin Fluge ani geschicktesten sey.
Denn der spitzige Schnabel, der kleine Kopf, die längliche
Gestalt des Leibes vermindert den Widerstand der Luft, so
daß der Vogel an Geschwindigkeit seiner Bewegung alle
übrigen Thiere weit übertrifft. Man bewundert schon die
englischen Pferde, die in einer Stunde drei deutsche Meilen
zurücklegen. Aber noch mehr wundert man sich, wenn man
bedenkt, daß ein Vogel binnen drei Minuten eine halbe
Meile zu durchstiegen vermag; also in einer einzigen Stunde
zehn Meilen. Man betrachte nur den Flug der Schwalbe,
und man hat sie bald aus dem Gesichte verloren.