1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Frauenstein liegt sehr hoch und gewährt daher eine
weite Aussicht. In der Umgegend wird sehr viel Flachs
erbaut; daher spinnt man hier viel Garn; auch wird in 20
Mühlen das nützliche Leinöl geschlagen. Weil die schönen
Wiesen treffliches Futter für das Rindvieh geben, so ge-
hört die hiesige Butter zu der beßten, und es wird viel
davon in' den Meißener Kreis und noch weiter geschafft.
Die Waldungen liefern eine Menge Holz, U um es auf der
Weifferitz fortzusiößen. Auch arbeitet man verschiedene Holz-
waaren, z. B. Schlitten, Wagen, Körbe, und an Kohlen-
brennern fehlt cs auch nicht.
Der kleine Ort Seifen ist wegen seiner hölzernen
Spielsachen berühmt; Trommeln, Flinten, Sabel, Soldaten,
Pfeifen, Thiere, Nadelbüchsen, Schachteln und wie das
Spielzeug benannt werden mag, kommen größtentheils aus
Seifen, wo 400 Menschen sich damit beschäftigen, und wo
selbst die Kinder malen, schnitzeln und leimen helfen.
Mehre Schiffsladungen solcher Seifener Waaren gehen bis
nach Amerika.
In Olbernhau gibt es eine Gewehrfabrik, wo
Kugelbüchsen, Flinten und Pistolen gefertigt werden. Auch
findet man hier eine Spiegelfabrik. Der Stoff des Spie-
gelglases besteht in Kiesel, Pottasche, Salpeter und Arse-
nik. Ist die Glasmaffe geschmolzen, so gießt man sie auf
eine ebene Tafel von Kupferblech, an deren Kanten sich
Leisten von Messing befinden. Sodann rollt man eine
metallene Walze darüber hinweg, um den Guß zu ebenen,
und schiebt die gegossene Tafel in den Kühlofen, damit sie
allmalig abkühle. Die Schönheit des Spiegelglases besteht
darin, daß sich keine Blasen darin vorfinden. Sind daher
Blasen in der großen Tafel, so zerschneidet man sie, um
kleine Spiegel daraus zu fertigen. Auf das Abkühlen folgt
das Schleifen, welches geschieht, indem man zwischen zwei
Spiegeltafeln feuchten Sand legt und die obere Tafel auf
der unteren, welche befestigt seyn muß, hin und her bewegt.
Dadurch wird das Glas völlig eben, aber freilich auch matt
und blind. Um es zu polircn, streicht man angefeuchte-
ten Trippel auf die Spiegeltafel und reibt ^mittelst eines
Bretes, das mit Filz überzogen ist, so lange, bis das Glas
die gehörige Politur hat. Auf die Rückseite legt man da-