1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
man sonst, wie in Stelpen, Bären hielt, ist jetzt leer, weil
die reißenden Thiere zuweilen über die hohe .Gartenmauer
kletterten und Menschen zerrissen.
Freiberg, nicht weit von der Freiberger Mulde, ist
so alt als die Entdeckung des sächsischen Bergbaues, und da-
her noch immer der Hauptort des Bergwesens. Man fin-
det daselbst eine weltberühmte Bergakademie, wo In- und
Ausländer Alles erlernen können, was von einem geschick-
ten Bergmanne gefordert wird. Auch ist Freiberg der Sitz
der höchsten Bergbehörden. In der Umgegend sicht man
die größten Gruben, wo Tausende von Bergleuten täglich
anfahren, um tief unter der Erde das Silber nebst anderen
Metallen aufzusuchen. Wie viele Mühe kostet es, ehe das
Metall zu Geld geprägt, oder ehe es zu nützlichen Beräth-
schäften verarbeitet werden kann. Der arme Bergmann
muß viele hundert Ellen tief senkrechte Oeffnungen durch
Felsen sprengen und in der Tiefe bald stehend, bald sitzend,
bald knieend sein kärgliches Brod sich verdienen, indem er
hartes Gestein mit Pulver sprengt. Er hat für jede Sache,
die zu seinem Berufe gehört, eine eigenthümliche Benen-
nung. Das Einsteigen in die Grube heißt anfahren,
das Aussteigen ausführen, die Leiter eine Fahrt, seine
Lampe das Gruben licht, der unter der Erde arbeitende
Bergmann der Bergmann vom Leder, der Hammer
der Fäustel oder Schlägel, die senkrecht gehende Grube
der Schacht, die horizontal laufende Oeffrumg der Stölln,
die Tiefe die Teufe, die bösen Dünste die bösen
Wetter, das Erz aus de^ Erde schaffen, e s z u T a g e
fördern, die unbrauchbaren Steine das t aübe Ge-
stein, die Karre der Hund, der Karrenzieher der Hunde-
junge, die Zeit der Arbeit eine Schicht u. s. w. Eine
Schicht dauert gewöhnlich 8 Stunden. Ist die Schicht
beendigt, so verlassen die Bergleute ihre Grube, damit
wieder frische Arbeiter anfahren. Vor dem Anfahren wird
jedesmal gesungen und gebetet, daß Gott sie vor Gefahren
behüten möge. Denn wie vielen Uebeln ist der Bergmann
ausgesetzt! Viele fahren gesund ein und werden todt oder
verstümmelt aus d.er Grube geschafft; denn bald stürzt eine
Wand ein und begräbt die Arbeiter; bald fallen die An-
fahrenden von der Fahrt in die Tiefe; bald kommen sie