1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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nach dein Leben trachtet; welcher sich voni Feinde als einen
Spion gegen das eigne Vaterland brauchen läßt; welcher dein
Feinde des Vaterlandes mit Rath und That beisteht und ihm
die Armee oder die Festungen übergiebt. Ein solcher Verräthec
war z. B. der Bauer Strauch, der vor der Schlacht bei
Mühlberg 1547 den Feinden den Weg zeigte, wo sie am be-
sten durch die Elbe reiten und den Churfürst Johann Friedrich
den Großmüthigen unerwartet angreifen konnten. Eben so
wenig darf cs der Unterthan wagen, gegen den König, die
Landesherrschaft, die Minister und hohen Behörden Schmäh-
schriften, Pasquille und Lästerungen zu verfertigen oder zu
verbreiten. Ein solches Vergehen heißt ein M a j e st ä t s v e r-
b rechen, und wird mit Zuchthaus, ja nach Befinden mit
dem Leben bestraft. Selbst derjenige zieht sich die schärfste
Ahndung zu, der ein so boshaftes Unternehmen weiß und es
gleichwohl nicht anzeigt.
2) Die Feier des Sonntags.
Die Kirche ist dazu da, daß die Menschen Belehrung,
Besserung und Beruhigung darin suchen und finden. Wollte
man die Kirche verschließen und gar nicht mehr darnach fra-
gen, ob Gott verehrt werde oder nicht, so würden die Men-
schen in kurzer Zeit höchst lasterhaft werden. Dieß sah man
recht deutlich in Frankreich zur Zeit der Revolution. Das
Volk wurde immer zügelloser, je weniger man auf den Got-
tesdienst achtete. Um nun m unserm Vaterlande die Unter-
thanen zu wahren Christen zu bilden, so giebt es weise Gesetze,
welche sich auf die Sabbathsseier beziehen, und Jedem die ge-
bührende Strafe zuerkennen, der absichtlich die Tage stört,
welche zur Anbetung Gottes bestimmt sind.
Der Unterthan soll an den Sonn-, Feier- und Bußta-
gen die Kirche fleißig besuchen, wie cs sich für einen wahren
Verehrer Gottes und Jesu schickt, auch den Gottesdienst we-
nigstens so lange abwarten, als der Prediger noch auf der
Kanzel steht.
In der Kirche hat man sich alles Lachens, Plaudcrns
und andern Unfuges zu enthalten, wodurch die Leute in ihrer
- Andacht gestört werden.