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1. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 53

1864 - Breslau : Leuckart
Das Christenthum in Deutschland. Bonifacius. 53 die in Sitte und Lebensart wenig von einander abwichen. Oft lagen sie mit einander in Streit, die schwächeren Stämme wurden von den stärkeren bezwungen, unterworfen, und die Namen der- selben verschwanden. Drohten äußere Feinde, so verbanden sich Wohl mehrere Stämme zu gemeinsamer Abwehr derselben und es entstand für die Nerbündeten ein gemeinsamer Name. Die Deutschen hatten weder Dörfer noch Städte; weit zer- streut lagen ihre Hütten, damit kein nahewohnender Nachbar die über alles geschätzte ungebundene Freiheit störe. Ans rohen Baum- stämmen war die Hütte erbaut, oben mit Zweigen und Laub küm- merlich bedeckt. Wo es einem gefiel, da setzte er sie hin, an den frischen, klaren Quell, in den stillen Hain, auf die luftige Höhe, oder ins grüne, lachende Thal. Ringsum lag das Feld. Wilden Spargel, ungewöhnlich große Rettige, unschmackhafte Baumfrüchte brachte die Natur hervor, doch allmählig sing man an Gerste und Hafer durch Kriegsgefangene anzubauen, und bereitete aus ersterer den lieblichen Meth, ein berauschendes Getränk. Grasreiche Wei- den nährten zahlreiche Rinderheerden, die fast undurchdringlichen Wälder bargen außer Auerochsen, Elenn- und andern Thieren auch eine Menge der größten Raubthiere: Bären, Wölfe und Raubvögel ohne Zahl, gegen die der rüstige Deutsche in Zeiten des Friedens seine Kampflust stillte. Wohnhaus und Ställe umgab er gegen diese Räuber mit hohem Zaune und nannte sein Besitzthum einen Hof. Hier war er allein Herr und Richter über alle, die von seinem Gute lebten. Eine Anzahl solcher Höfe nannte man einen Weiler, mehrere Weiler einen Gau. Bei solcher Entfernung der Wohnplätze war die Gastfreund- schaft eine der wichtigsten Tugenden. Freundlich wurde jeder, wer er auch war, in der Hütte aufgenommen und mit Speise und Trank erquickt. War der Borrath verzehrt, so zog der Wirth mit seinem Gastfreunde weiter, und ungeladen traten beide in die nächste Hütte. Neben der Gastfreundschaft war die Treue eine der schönsten Tugenden. Das gegebene Wort wurde unverbrüchlich gehalten, selbst der Todfeind war sicher vor jeder Unbilde, wenn er einmal Aufnahme in der Hütte gefunden hatte; damit man nie in Gefahr kam, einen abweisen zu müssen, fragte man keinen, wer er sei. Diebstahl war eine unbekannte Sache, ebenso Lüge und Trug. Die Religion der alten Deutschen war sehr einfach. Alle großartigen Erscheinungen der Natur, welche das menschliche Gemüth zur Liebe und Dankbarkeit stimmen, oder mit unaussprech- licher Furcht und Angst erfüllen, waren Gegenstand ihrer Ver- ehrung. So die Sonne, deren Strahl die Eisrinde des langen Winters bricht, den Frühling erweckt und neues Leben in die
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