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1. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 54

1864 - Breslau : Leuckart
54 Geschichte. Natur bringt; der Mond, dessen sanfter Schein die dunklen Wälder erhellt, daß der Wanderer den Steg, der Jäger seine Hütte finde; das Feuer, die Erde (Hertha), welche gleich einer liebenden Mutter des Lebens Bedürfnisse bietet. Der Hauptsitz der Göttin Hertha war ein heiliger Hain, wahrscheinlich auf der Insel Rügen. Hier stand der reich mit Teppichen behangene Wagender Göttin; mit geweihten Kühen bespannt, wurde er, von Priestern in tiefster Ehrfurcht begleitet, durch die deutschen Gaue geführt, wenn die Natur aus ihrem Winterschlafe erwachte. Friede, Freude und Glückseligkeit herrschte dann aller Orten, jede Fehde ruhte, bis die Priester das Heiligthum zurückgeführt hatten. Als den höchsten Gott verehrten sie den Wodan, auch unter dem Namen Allvadur (Allvater) bekannt; Thor oder Tuner war der Kriegs- und Donnergott; dem gemeinschaftlichen Stammvater Tuisco oder Teut erwiesen alle Stämme göttliche Ehre. Was dem Deutschen auf Erden als das Wüuschenswertheste galt, das glaubte er dereinst in seinem Himmel (Walhalla) zu finden bei Jagd und Kamps re. Gegen Abend heilen die empfangenen ehrenvollen Wunden wie durch Zauberkraft, die Helden versöhnen sich und setzen sich zum fröhlichen Mahle; aus mächtigen Hörnern des Auerochsen wird der köstliche Meth unter schallendem Jubel herumgetrunken. Darum wurden dem gefallenen Helden seine Waffen, sein Streitroß mit ins Grab gelegt, und noch jetzt findet man in Norddeutschland zahlreiche Gräber (Hünen- oder Riesen- gräber), in deren Tiefe eine rohe, aus Lehm gebrannte Urne die Asche der Todten enthält, und Reste von Waffen und Hausgeräthen aus Stein und Kupfer werden nicht selten darin angetroffen. Kampf und Krieg war das Lebenselemeut des freien Deut- schen, selbst die Spiele waren kriegerisch. Luftgefechte und der Schwertertanz waren die Freude der Jugend und weckten bei den Alten die heiteren Bilder der Vergangenheit. Zwischen bloßen Schwertern und starrenden Lanzen tanzten die Jünglinge nackend umher, wanden sich bald in vielfachen Verschlingungen, bald sprangen sie keck zwischen den scharfen Waffen hindurch, ohne daß eine ihre Haut ritzte. Der Beifall der greisen Helden war ihr reichster Lohn. — Früh folgte der Knabe dem Vater auf die Jagd; zum Jünglinge herangereift, ward er in die Versammlung seiner Mitbürger geführt, mit Schild und Lanze bewaffnet und feierlich zum wehrhaften Mitgliede der Gemeinde aufgenommen. Das war ihm der schönste Tag seines Lebens. Nie, selbst im Tode nicht, trennte er sich von seinen Waffen. Statt der Helme dienten Felle wilder Thiere, Rachen und Hörner ragten drohend über dem Kopfe hervor und gaben dem Heere ein schreckenerregeudes Ansehen.
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