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1. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 74

1864 - Breslau : Leuckart
74 Geschichte. dahin. Seit der Zeit war Jerusalem nie leer von frommen Pilgern, die vor heißer Sehnsucht brannten, die heiligen Stätten zu besuchen, wo einst der Heiland in menschlicher Hülle gewan- delt; nirgends war ihre Andacht inniger als dort. So lange die Araber Herren von Palästina waren, nahmen sie die Wall- fahrten in Schutz; denn auch bei ihnen galt Jerusalem für eine heilige Stadt. Als aber die seldschuckischen Türken, ein rohes und wildes Volk, um das Jahr 1072 dieses Land erober- ten, wurden die Pilger verfolgt und beleidigt, der^ christliche Gottesdienst beschimpft und die Diener des Altars mißhandelt. Man forderte große Summen für die Erlaubniß, die heilige Stadt zu betreten. Immer lauter und dringender vernahm man in Europa die Klagen über die Leiden der Pilger. Um dieselbe Zeit machte eine Wallfahrt in das gelobte Land Peter, gebürtig aus Amiens (Ami - eng), einer Stadt in Frankreich. Er lebte zuerst als Einsiedler, nachher wurde er Priester. Auf seiner Heimkehr aus Palästina kam er durch Rom und überreichte dem Papste Urban eine Bittschrift von dem bedrängten Patriarchen zu Jerusalem; zugleich schilderte er die Leiden, welche die Mutter aller Kirchen von ihren Tyrannen erdulde, mit flammenden Worten. Staunend hörte Urban den beredten Mann an, lobte seinen Eifer und sagte ihm alle Unter- stützung zu. „Gehe hin, mein Sohn," sprach er, „wandle von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, erzähle überall, was du im gelobten Lande gesehen und gehört hast, erwärme die kalten Herzen und der Heiland wird seinen Segen zu deinen Bemühungen geben; das Uebrige soll meine Sorge sein!" Da setzte sich Peter barfuß und mit entblößtem Haupte, in einem grauen Pilgerkleide, auf einen Esel, umgürtete seinen abgezehrten Leib mit einem Strick; nahm ein Kreuz in die Hand und that, wie ihm vom Papste geboten ward. Er predigte auf den Straßen, Kreuzwegen, in Kirchen. Seine Worte erregten Begeisterung. Von allen Seiten strömten die Menschen zusam- men, um ihn zu hören; man empfing und verehrte ihn überall wie einen Boten des Himmels. Auch der Papst Urban blieb nicht unthätig. Er berief im Jahre 1005 eine Kirchenversammlung zu Clermont in Frankreich. Die ganze weite Ebene war mit Menschen angefüllt. In der Mitte erhob sich ein Gerüst, auf welchem der Thron für den Papst stand. Zuerst trat Peter auf und sprach so ergreifend von dem Elende der Christen im heiligen Lande, daß alles Volk laut weinte und schluchzte. Dann erhob sich der Papst mit folgenden Worten: „Ich will sie nicht trocknen, die Thränen der Wehmuth. Lasset uns weinen, meine Brüder! Aber wehe
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