1864 -
Breslau
: Leuckart
- Autor: Rendschmidt, Felix
- Hrsg.: Kühn, Franz
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Landschule, Katholische Stadtschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Geschichte.
an den Grenzen fielen, und in den verbundenen Staaten ein
gemeinsames Gewicht — das Zollgewicht, und eine Vereinsmünze
eingeführt wurden. Der Zollverein gewährt die Freiheit des
innern Verkehrs der zu ihm gehörigen Länder und läßt auslän-
dische Erzeugnisse gegen mäßige Abgaben zu, die an der äußer-
sten Grenze erhoben werden. Die Gesammteinnahme wird auf
alle Vereinsstaaten nach Maßgabe ihrer Bevölkerung berechnet
und vertheilt; an Verwaltungskosten werden große Summen
erspart. Viele Staaten, die am Anfange der Sache abgeneigt
waren, haben sich später angeschlossen, und zwischen ihnen und
Oesterreich ist in neuester Zeit wenigstens eine Erleichterung des
Verkehrs zu Stande gekommen.
In der Zeit nach den Befreiungskriegen entstanden zwei
neue selbständige Königreiche in Europa.
Das Volk der Griechen, welches durch vier Jahrhunderte unter
türkischer Herrschaft seine Religion und seine nationale Eigenthüm-
lichkeit behauptet hatte, wollte das türkische Joch nicht mehr län-
ger tragen und empörte sich, auf die Schwäche der Türkei und
auf die Hilfe der Christen rechnend. Doch letztere wurde ihnen
nicht zu Theil, und die Türkei war kräftig genug, den Fortgang
des Aufruhrs zu hemmen. Entsetzliche Gräuel wurden an den
Unglücklichen geübt, die in Gefangenschaft der Türken geriethen.
Da erhob sich das ganze Volk und vollführte große, ihrer Ahn-
herrn würdige Thaten, bezeugte sich aber auch durch Parteiung
und Mangel an Gemeinsinn als Nachkommenschaft derer, die ihr
Vaterland erst unter das Joch der Macedonier und dann unter
das der Römer gebracht hatten. Dennoch waren sie dem Ziele
nahe, als die Türkei wider Erwarten eine mächtige Hilfe erhielt.
Mehemed Ali, Pascha von Aegypten, der 1811 die Herrschaft
der Mameluken durch Ermordung ihres Beys gestürzt und in
dem Lande der Pharaonen einen Staat nach europäischem Muster
gebildet hatte, sandte 1825 seinen Sohn Ibrahim mit einem
beträchtlichen Heere nach Griechenland. Dieser durchzog das
Land von einem Ende bis zum andern und verübte mit seinen
rohen, wilden Horden so abscheuliche Gräuel, daß man in Europa
an Hilfe dachte. Es entstanden Vereine zur Unterstützung des
für Freiheit kämpfenden Volkes, große Summen siossen dahin,
denn den Griechen fehlten Waffen; diese hatten sie für ihre bis-
herigen Heldenthaten erst erkämpfen müssen. England versuchte,
mit Frankreich und Rußland im Bund, den Sultan zur Ein-
stellung der Verheerung und der Gräuel zu bewegen; aber diese
Versuche blieben erfolglos. Die Türken spotteten der Europäer,
und es entspann sich, veranlaßt durch den Uebermuth der Tür-
ken, bei Navarino eine Seeschlacht, die mit der Vernichtung des