1869 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Bender, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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und theilen dem Wasser keine Unreinigkeit mit. Vielmehr loben es
viele Brunnenmeister als ein gutes Zeichen. Solch ein Thierlein in
seiner verschlossenen Brunnenstube hat ein heimliches Leben und Wesen,
sieht nie die Sonne auf- und untergehen, erfährt nichts davon, was
Die Menschen thun und treiben, weiß nicht, ob's noch mehr solche
Brunnenstuben in der Welt giebt, oder ob die seinige die einzige ist,
und ist doch in seinem nassen Elemente des Lebens froh und hat
keine Klage und Langeweile.
An der großen, schwarz- und gelbgefleckten, warzigen und schmutzig
feuchten Eidechse, die man den Salamander oder Molch nennt,
hat niemand Freude. Noch weniger aber freut es diesen, wenn er
einen Menschen erblickt. Denn selten kommt er unangefochten davon.
Er hält sich nur an dunkeln, feuchten und kühlen, auch modrigen
Orten auf, und das Beste ist, daß man ihn dort sitzen lasse. Wer
aber Lust hat, darf ihn herzhaft in die Hände nehmen. Er thut euch
gewiß nichts Leides.
15. Der Aal und die Schlange.
„Betrachte mich einmal,"
Sprach eine Schlange zu dem Aal;
„Bin ich nicht wunderschön?
Hast du wohl eine Haut so schön gefleckt geseh'n.
Du bist zwar glatt, doch ich bin glatt und schön."
„So," fragt der Aal, „bin ich nicht schön, wie du?
Bin ich nur glatt? Wie geht's denn zu,
Frau Nachbarin,
Daß ich so wohl gelitten bin,
Da Jedermann vor deiner Schönheit graut
Und, wenn er deine bunte Haut
Im Grase sieht,
Erschrickt und flieht?"
Die wunderschöne Schlange spricht:
„Man flieht! Warum? Das weiß ich nicht!"
„Ich aber weiß es," spricht der Aal;
„Auch wissen es die Leute alle;
„Auswendig glänze st du; inwendig bist dugift undgalle."
(Gleim.)
Iv. Fis ch e.
16. Das Fischlein.
Ein klares Bächlein fließet Sie schnalzen in die Höhe
Durchs grüne Wiesenthal, Wohl einen Augenblick,
Darinnen schwimmen lustig Dann schlüpfen sie geschwinde
Die Fi sch lein allzumal. Zum kühlen Grund zurück.
Sie schwimmen auf und nieder Dem Fischlein ist's so wohlig,
Und sind so srank und frei, So frisch und leicht zu Muth;
Die lieben Silbersischjlein, Im hellen Wasser spielen,
Rasch gleiten sie vorbei! Ist alles, was es thut! __
Könnt' ich doch mit dir schwimmen
Und spielen auch mit dir!
Leb' wohl, leb' wohl, du Fischlein,
Und grüß' die andern mir!
(Di effen b a ch.)