1869 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Bender, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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27. Von der Obstbaumzucht.
Der Landmann gewinnt seine Gemüse größtentheils im Felde und
wird sich auf den Anbau der feineren Küchengewächse, die viel Dünger
und Pflege bedürfen, wenig einlassen; allein die Obstbaumzucht kann
er als ein angenehmes und lohnendes Nebengeschäst betreiben. Be-
deutend ist der Nutzen, den dieselbe ihm gewährt. Er erhält am
Obste für seine Haushaltung eine gesunde und angenehme Speise.
Er kann es frisch oder getrocknet verkaufen und daraus in manchen
Jahren eine namhafte Summe lösen. Welchen Ersatz hat schon das
wohlgerathene Obst beim Mißwachse der Feldfrüchte geliefert.' Sollte
also der verständige Landmann diesen Segen des Himmels, welcher
sich durch gehörige Behandlung und Pflege der Bäume leicht erwerben
läßt, wohl verschmähen? Gewiß nicht; er darf es nur ernstlich
wollen, Hand an das Werk legen, und es wird gelingen.
Die Samenschule. Zur Aussaat eignen sich die Kerne der
feinen Obstarten nicht; die daraus gezogenen Pflanzen treiben zwar
schnell, setzen aber nur schwammiges Holz an, welches von strenger
Kälte leicht angegriffen wird und das Kränkeln und Absterben des
Baumes zur Folge hat. Daher sammle man Kerne von wilden
Äpfeln, Birnen und Kirschen: denn nur aus solchen erwächst ein
dauerhafter, gesunder Stamm, der, nachdem er veredelt worden, reichliche
Früchte trägt. Doch auch hier verfährt man mit Umsicht und nimmt lieber
die Kerne des süßen, als des sauren Holzapfels, desgleichen die der besseren
Holzbirnen. Aus den Zwetschen, gelben Pflaumen und Vogelkirschen
entstehen ebenfalls kräftige Widlinge. — Zur Aufnahme des Samens
richtet man einige Beete in gutem ungedüngtem Boden an einer freien
Stelle des Gartens zu, zieht einen Zoll tiefe und einen Fuß abstehende
Rinnen, streut in dieselben die Kerne etwa einen Zoll aus einander
und deckt Erde darüber. Die im Herbste gelegten Samen kommen
das nächste Frühjahr zum Vorscheine. Während der beiden ersten
Jahre ist mit den jungen Pflanzen nichts Anderes zu thun, als sie
bei trockenem Wetter zuweilen des Abends zu begießen, das Unge-
ziefer zu vertreiben, die Erde um sie aufzulockern und das Unkraut
auszujäten. s
Die Baumschule. Im October des zweiten Jahres bereitet man
durch sorgfältiges, wo möglich zwei Fuß tiefes Umgraben ein Stück
Land, das einen guten Mittelboden, Sonne und freie Luft hat, zur
Aufnahme der Wildlinge für den folgenden Frühling. Die Bäumchen
werden dann behutsam ausgehoben, ihre Pfahlwurzeln etwas abgestutzt,
wie auch vom Stämmchen die überflüssigen Zweige ganz, die andern
bis auf drei oder vier Augen an jedem verschnitten. Nun zieht man
mittels der Gartenschnur auf dem Beete gerade, einen Fuß breite und
eben so tiefe Gräben, setzt die Pflänzlinge zwei Fuß von einander,
nicht viel tiefer, als sie bisher gestanden hatten, hinein, steckt einen
Pfahl daneben und sckaufelt die Erde über die Wurzeln. Nachher