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1. Die Vaterlands- und Weltkunde - S. 82

1869 - Essen : Bädeker
82 Hunderts sechsmal begrüßten, ohne daß ihr Haupt von der Last des Alters sich senkte. Betrachten wir eine Eiche, so erscheint sie uns, ausgewachsen, als ein das Gepräge der Kraft tragender Baum, von meistens verhältniß- mäßig dickem und kurzem Stamme, bedeckt mit starker, rissiger Rinde, von dicken, knorrigen, unregelmäßig vertheilten Ästen und frischem, dunkel- grünem, ziemlich gleichförmig vertheiltem Laube. Die Eiche scheint auf unserm Boden einheimisch zu sein und bildet da einen Hauptbestand- theil unserer Wälder; doch ist sie nicht so häufig, als an einigen Orten die Buche und an anderen das Nadelholz, vielleicht weil sie im Ganzen einen besseren Boden liebt, als diese beiden. Sie wächst sehr langsam und braucht einige Jahrhunderte, um den gewal- tigen Umfang und die ansehnliche Höhe zu erreichen, die wir oft an .dieser Baumart bewundern. Ungefähr eine ähnliche Zeit giebt man ihr zum allmählichen Vergehen, welches sich unter andern oft durch Hohlwerden ankündigt. Blumen und Blätter brechen in hiesiger Ge- gend im Laufe des Monats Mai hervor, bald früher, bald später, je nachdem der Frühling ist. Die Eiche gehört zu den Bäumen, die erst spät grün werden; doch unterscheidet sich hier die Stieleiche von der gemeinen Eiche, indem sie oft schon im April ausbricht, weshalb man sie auch Sommer- und die andere Wintereiche genannt hat. Die Früchte der letzteren erreichen auch erst im October oder November ihre Reise; während die der ersteren schon im September zeitig wer- den. Rücksichtlich anderer Pflanzen bemerkt man, daß die Eiche Gras- wuchs und Unterholz unter ihren Zweigen leidet, welches manche Waldbäume nicht thun. Von Thieren, denen sie Nahrung und Auf- enthalt gewährt, mögen hier nur die ihren Stamm durchlöchernde Weiden raupe, jbie an ihren Stielen und Blättern Galläpfel er- zeugende Gallwespe und die sie ihres ganzen Laubschmuckes be- raubende Prozession sraupe genannt werden. Dem Menschen wird dieser Baum durch das vortreffliche Bau- und Werkholz, das er liefert, durch die Gerberlohe, welche aus seiner Rinde bereitet wird, durch die Mast, welche seine Früchte, die Eicheln, den Schweinen gewähren, und durch verschiedenes andere sehr nützlich. Wem wäre es auch un- bekannt, daß die Säure der Galläpfel, mit Eisen zusammengesetzt, Dinte bildet? Doch auch im Walde erfreuen die Massen des frischen, saftgrünen Laubes dieser Bäume im Frühling und die dunklere Farbe desselben im Sommer das Auge des Naturfreundes; staunend sieht er oft an ihrem gewaltigen Stamm hin zur mächtigen Krone empor, und gedenkt der Jahrhunderte, welche über sie dahin gezogen sind. Als ein Sinnbild deutscher Kraft und deutschen Sieges ist die Eiche oft von deutschen Dichtern gepriesen worden.
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