1869 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Bender, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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res spielen wir Kinder gar gern draußen im Schatten der Bäume
oder auf blumigen Wiesen. Wir brauchen dann nicht mehr solche
Handschuhe von Pelz, wie wir sie im Winter hatten; denn die liebe
Sonne scheint warm genug. O wie schön ist der Frühling! Wir
wollen unsern Vater im Himmel lieben, der ihn zur Freude der
Menschen schuf. —
Der Frühling schenkt Wonne und Leben
Der wiedererwachten Natur!
Es grünen die Bäume, die Reben,
Die Saaten, die Wiesen, die Flur.
48. Der Sommer.
Im Sommer scheint die Sonne heißer als im Frühlinge. Die
vielen Blumen, welche noch blühen, das Gemüse in den Gärten und
Alles auf dem Felde schmachtet dann nach Regen. Alles bedarf der
Erquickung. Da verdunkelt sich der Himml, der Donner rollt, Blitze
blenden das Auge, und ein wohlthätiger Regen erfrischt die durstigen
Bäume und Kräuter. Alles wächst noch einmal so schön, und der
Mensch freut sich darüber. Aber die Hitze wird noch größer, das
Getreide reift, es röthet sich die Kirsche. Sie wird den Wangen des
muntern Knaben ähnlich und übertrifft sie bald an frischer. Farbe.
Die Stachelbeere reift mit der Johannisbeere; die Kinder pflücken sie
jubelnd ab und löschen damit ihren Durst. Doch darf man nie un-
reifes Obst essen; denn dieses ist dem Menschen schädlich.
Nach und nach wird das Laub der Bäume dunkler; das Korn
wird gelber, und der Schnitter wetzt seine Sense, um es zu mähen.
Bald liegt es abgeschnitten da; der Landmann fährt es nach Hause,
um es dort in der Scheune zu dreschen. Wie schön ist der Som-
mer! Er schenkt den Kindern süße Früchte, und durch seine Wärme
reift das unentbehrliche Getreide.
Der Sommer mit heißeren Tagen
Reist, was uns der Frühling gebar,
Und bringt, wenn ermattet wir klagen,
Sanft kühlende Früchte uns dar.
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49. Der Sommermorgen.
Das Dunkel der Nacht verschwindet allmählich; es wird mit jeder
Minute heller. Ein schönes Roth schmückt im Osten den Himmel;
endlich erscheint die Sonne. Gleich einer feurigen Scheibe steigt sie
empor; mehr und mehr schwindet die Dämmerung: der freundliche
Morgen beginnt. Ein jubelnder Chor von Sängern begrüßt die
Königin des Tages; alle Blumen öffnen ihr die duftenden Kelche,
und das Wild des Waldes verläßt erfreut seine Ruhestätten. Nur
wenige Raubvögel, wie die Eulen und andere lichtscheue Thiere, fliehen
die wärmenden Strahlen. Höher steigt nun die Sonne und spiegelt
sich in Millionen Thautropfen, welche gleich Perlen an Blumen und
zitternden Grashalmen hangen. Auch in Dorf und Stadt wird es