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1. Die Vaterlands- und Weltkunde - S. 144

1869 - Essen : Bädeker
142 zu Wittenberg 95 Sätze (Thesen) in lateinischer Sprache an, über die er die Gelehrten auf Grund der h. Schrift mit ihm zu dis- putiren aufforderte. Darin hieß es: „Die werden sammt ihren Meistern zum Teufel fahren, die da meinen, durch Ablaß ihrer Seligkeit gewiß zu sein." Wie ein Blitz zündeten diese Sätze in aller Gemüther. Solche Kühnheit erregte allgemeines Erstaunen, bei Vielen Freude und Hoffnung. Desto ärger entbrannte nun aber auch der Zorn der Priester und Mönche; Luther selbst erschrak über die gewaltige Bewegung, die seine That hervorrief; weder er selbst, noch sonst Jemand ahnte es, daß dies der Anfang der von den Völkern längst ersehnten Kirchenverbesserung (Reformation) war. Der Papst Leo, der anfangs die Aufregung nicht beachtet hatte, forderte Luther bald vor seinen Richterstuhl nach Rom. Aber Friedrich der Weise, der für den von ihm hochverehrten Mann Alles fürchtete, erwirkte, daß er sich in Augsburg vor einem päpstlichen Gesandten verantworten durfte. Hier forderte dieser nichts als Widerruf, und den wollte Luther nicht leisten, bis man ihn aus dem Worte Gottes des Irrthums überführt hätte; denn er habe aus Gottes Wort die seligmachende Überzeugung gewonnen: der Mensch erlange die Gerechtigkeit und Seligkeit Gottes allein durch den Glauben an das vollgültige Verdienst unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi, welcher Glaube allein herzliche Reue und Sinnesänderung (Buße, Bekehrung) schaffe. Als Luther sah, daß der Papst für das Wort der Wahrheit kein Ohr hatte, fing er an, des Papstthums göttliches Ansehen in Zweifel zu ziehen. Am 15. Juni 1520 sprach der Papst den Bann- fluch über ihn aus; aber Luther verbrannte öffentlich und feierlich die Bannbulle vor dem Elsterthor zu Wittenberg, am 10. Dez. 1520, Vormittags 9 Uhr. Is. Entwickelung der Reformation. Unterdessen war Kaiser Maximilian (1519) gestorben, und sein Enkel, Karl V., auf den deutschen Thron erhoben worden. Ihm lag es am Herzen, die Glaubensspaltung in Deutschland zu beseitigen; deshalb lud er Luther zur Verantwortung auf den Reichstag zu Worms, und versprach ihm freies Geleit. Seine Freunde waren besorgt; denn man dachte an das Schicksal des Huß. Luther aber gehorchte, und ging nach Worms, obgleich er kaum von einem Fieber genesen war. „Und wenn sie ein Feuer machten", sprach er, „zwischen Wittenberg und Worms bis an den Himmel hinan, so wollte ich doch im Namen des Herrn erscheinen, Christum bekennen, und denselben walten lassen." Noch vor Worms sprach er zu seinem warnenden Freunde Spalatin: „Nach Worms bin ich berufen, nach Worms muß ich ziehen, und wenn auch so viel Teufel darinnen wären, als Ziegel auf den Dächern, wollte ich doch hinein!" So zog Luther den 16. April 1521 im offenen Wagen zu Worms ein, begleitet
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