1869 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Bender, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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schaftliche provisorische Regierung an. Bald nach dem^ Friedensschlüsse
beantragte Österreich bei Preußen die gemeinschaftliche Übertragung der
Herzogthümer an den Prinzen Friedrich von Augustenburg, der
bereits früher sein Erbrecht geltend zu machen versucht hatte. Preußen
dagegen, als der Beschützer der Nordmarken Deutschlands, verhandelte
mit Österreich und dem Erbprinzen von Augustenburg, ob der letztere
nicht einwillige, die militärische Führung der schleswig-holsteinischen
Armee, den Kieler Hafen und andere wichtige Punkte an Preußen ab-
zutreten. Da aber der Prinz von Augustenburg sich nicht willig zeigte,
auf diese Forderungen einzugehen, so lehnte Preußen den Antrag
Österreichs ab.
Inzwischen waren auch im Schooße der gemeinschaftlichen Landes-
regierung Üueinigkeiten eingetreten, welche das bisher bestandene bundes-
freundliche Verhältniß ernstlich zu trüben drohten. Eine Zusammen-
kunft der Regenten von Österreich und Preußen in Ga st ein am
29. April 1865 führte hierauf zu einem Vertrag, in welchem fest-
gesetzt wurde, daß Österreich die Verwaltung Holsteins, Preußen die
Verwaltung von Schleswig übernehmen, Lauenburg aber gegen eine
an Österreich zu leistende Geldentschädigung in den alleinigen Besitz
Preußens kommen sollte. Aber auch dieser Zustand war nicht von
langer Dauer. Nachdem alle Verhandlungen über die Zukunft der
Herzogthümer erfolglos geblieben waren, stellte Österreich am 1. Juni
1866 die Entscheidung der schleswig-holsteinischen Frage den Ent-
schließungen des deutschen Bundes anheim und berief auch die
Stände-Versammlung des Herzogthums Holstein zusammen. Dies
erklärte Preußen für einen Bruch des Gasteiner Vertrages. In
Folge dessen und auf Grund des Mitbesitzungsrechtes auch in Holstein
rückte der preußische General von Manteuffel mit Truppen aus
Schleswig wieder in Holstein ein und richtete an deu österreichischen
Statthalter von Gab lenz die Aufforderung, mit ihm wieder eine ge-
meinschaftliche Regierung der beiden Herzogthümer zu bilden. Dieser
lehnte jedoch das Anerbieten ab und zog sich mit seinen Truppen und
dem Prinzen von Augustenburg unter Protest*) aus Holstein nach
Österreich zurück. Österreich erklärte beim deutschen Bunde die Be-
setzung Holsteins durch Preußen für einen Vertragsbruch und stellte
am 11. Juni 18 66 den Antrag, das gesammte Bundesheer, mit
Ausschluß des preußischen Antheils, gegen Preußen mobil zu machen.
Dieser Antrag wurde am 14. Juni 1 86 6 trotz des Widerspruchs
des preußischen Bundestagsgesandten von der Majorität, wozu Öster-
reich, Bayern, Würtemberg, Sachsen, Hannover, beide Hessen, Nassau rc.
gehörten, zum Beschluß erhoben. Nach der Abstimmung verließ der
preußische Gesandte die Sitzung mit der Erklärung, daß der bisherige
Bund gebrochen sei und für Preußen zu bestehen aufge-
hört habe.
*) Protest «= Widerspruch, Rechtsvorbehau.
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