1869 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Bender, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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schützen und stand unter dem Kommando des Prinzen Karl von
Bayern; das 8. Bundes-Corps bestand aus 14,000 Würtembergern,
12,000 Badensern, 19,000 Hessen, 5000 Nassauern und 12,000
Österreichern, im Ganzen aus 62,000 Mann mit 139 Geschützen
unter dem Oberbefehl des Prinzen Alexander von Hessen. Die
Bayern standen im nördlichen Franken, zwischen Rhön und Thüringer-
wald, während das 8- Armee-Corps nördlich von Frankfurt in der
Wetterau aufgestellt war. Nachdem die preußische Main-Armee sich
bei Eisenach concentrirt*) hatte, ging sie unter fortwährenden kleinen
Gefechten von hier südwestlich auf Fulda zu nach dem Main, wandte
sich am 9. Juli nach Unterfranken bis zur fränkischen Saale. Hier
kam es zwischen den Preußen und Bayern zu hitzigen Gefechten
bei Kissingen und Hammelburg, so daß die Bayern sich am
11. Juli auf das linke Mainufer zurückziehen mußten. Die preußische
Main-Armee wandte sich nun gegen Asch affen bürg. Nachdem hier
die vereinigten Österreicher, Kurhessen, Badenser und Würtemberger
von den Preußen zurückgedrängt waren und dieselben Aschaffenburg
erstürmt hatten, zog sich das 8. Bundes-Corps über den Main zurück.
Am 16. Juli zog Vogel von Falkenstein mit der preußischen
Armee in Frankfurt ein, von wo der Bundestag bereits am
14. Juli seinen Sitz nach Augsburg verlegt hatte.
Die preußische Main-Armee suchte nun die Buudestruppen südlich
des Mains auf. Die Tage vom 23. bis 27. Juli bildeten eine
Reihe nur des Nachts unterbrochener Gefechte. Am 23. Juli wurden
die Badenser bei Hund heim und am 24. die Österreicher, Würtem-
berger, Hessen-Darmstädter und Nassauer bei Ta über bi schoss heim
besiegt. Am 25. wurden die Bayern nach fünfstündigem Kampfe bei
Helmstadt bis Üttingen zurückgedrängt. Am 26. kam es noch-
mals bei Roßbrunn zu einem blutigen Treffen. Am 27. rückte die
preußische Armee gegen Würzburg vor. Die Beschießung der Feste
Marienburg bei Würzburg wurde aber durch den Abschluß des Waffen-
stillstandes unterbrochen. General von Manteuffel hielt am
2. August seinen Einzug in Würzburg.
Nach solchen Erfolgen baten auch die übrigen süddeutschen Staaten
um Frieden. Mit allen wurden zu Berlin, ähnlich wie mit Öster-
reich in Prag, Friedensverträge abgeschlossen, nach welchen Bayern
30 Mill. Gulden, Würtemberg 8 Mill., Baden 6 Mill. und das
Großherzogthum Hessen 3 Mill. Gulden Kriegsentschädigung an Preußen
bezahlen mußten. —
%
41* Der Norddeutsche Bund.
„Einigung Deutschlands unter Preußens Führung!"
— das war schon seit langer Zeit das Ziel der Wünsche und Be-
strebungen aller Vaterlandsfreunde gewesen. Nach diesem Ziele hin
*) concentriren --- auf einem Punkte zusammenziehen, vereinigen.