1869 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Bender, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Iv. Geschichten ans der Geschichte der Menschheit.
1. Dktavianus Augustus.
(Um Chr. Geb.)
Um die Zeit der Geburt Christi waren die Römer das mäch-
tigste Volk auf der Erde. Ihr Reich breitete sich vom atlantischen
Meer bis zum Euphrat — vom Rhein, der Donau und dem
schwarzen Meere bis an die afrikanischen und arabischen
Wüsten über alle Küsten des mittelländischen Meeres aus.
Es war mächtiger als die Reiche der Assyrer, Babylonier,
Perser und Macedonier gewesen waren!
Zu dieser Zeit herrschte über das römische Reich der K a i s e r Augustus.
Während seiner Regierung waren die jüdischen Fürsten uneins
unter einander. Da sehte Augusttls den Juden einen neuen Fürsten,
der Herodes hieß.
Deutschland, unser Vaterland, erstreckte sich damals von dem
Rhein bis zur Weichsel, von der Donau bis zur Nord- und Ostsee.
Die Deutschen lebten in freier Natur, genossen einfache Kost und
waren daher Leute von großem und kräftigem Körperbau. Nächst der
Jagd war Krieg ihre höchste Lust. Befand sich das Vaterland in
Frieden, so zogen sie wohl in ganzen Schaaren hinaus, fielen in die
römischen Besitzungen und suchten draußen Kampf und Beute. So
waren schon 113 Jahre v. Chr. die ersten deutschen Völkerschaften,
die Cimbern und Teutonen über die Alpen in Italien eingedrungen,
indem sie auf ihren großen hölzernen Schilden pfeilschnell über die
steilen, schnee- und eisbedeckten Abhänge der Alpen hinabglitten —
zum Schrecken aller Römer. Die Nachbarschaft eines solchen Volkes
mußte wohl den Römern sehr lästig sein. Da schickte nun Augustus
seinen Stiefsohn Drusus nach Deutschland, um auch dieses zu unter-
werfen. Daß das aber nicht gelang, sondern daß Hermann der
Deutsche den spätern römischen Statthalter Varus mit seinem ganzen
Heere vernichtete, das habt ihr schon aus der vaterländischen
Geschichte erfahren; ebenso, daß Augustus auf die Nachricht von
dieser Niederlage mit dem Kopfe öfters gegen die Wand rannte und
wie rasend ausrief: „Varus, Varus! gieb mir meine Legionen
wieder." Er fürchtete, die Sieger würden nun gleich auf Rom los-
gehen; die waren aber zufrieden, daß sie die Römer aus ihrem Lande
gejagt hatten und blieben ruhig zu Hause.
Kaiser Augustus starb (14 n. Chr.) in einem Alter von 76 Jahren.
2. Jesus Christus, der Sohn Gottes und des
Menschen Sohn.
Zu der Zeit, als Kaiser Augustus regierte, geschah das größte
und glorreichste Ereigniß, das die Weltgeschichte feiert — da war
die Zeit erfüllet, wo Gott seinen eingeborenen Sohn in