1869 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Bender, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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dämmt, aber sie lieben alle; sie sind arm und machen viele reich; sie
haben an allem Mangel und an allem Überfluß; sie werden beschimpft
und segnen. Mit einem Worte: was in dem Leibe die Seele ist,
das sind in der Welt die Christen." Ihr ganzes Leben stellten sie
sich als einen heiligen Kampf vor. Gebet und Fürbitte begleiteten
all ihr Thun. Das Fasten wurde als eine feine Zucht empfohlen.
— Freilich fehlte es schon gleich im Anfange auch nicht an dem
Unkraute unter dem Weizen, wie davon die Apostelgeschichte erzählt.
Die Fehlenden aber wurden liebevoll ermahnt, grobe Sünder auf
eine Zeit lang vom Genuß des heiligen Abendmahls ausgeschlossen,
und solche, die fortdauernd in Unglauben und Sünden beharrten,
wurden ganz von der Gemeinde ausgeschlossen. — Wo die Gläu-
bigen etwas Wichtiges im Leben vorhatten, mußte auch Christus
immer mit dabei sein; die Brautleute nahmen an ihrem Hochzeitstage
mit der Gemeinde das heilige Abendmahl. Ihre Häuser und Geräthe
schmückten sie gern mit christlichen Sinnbildern; als solche gebrauchten
sie den Hirten mit einem Lamm auf der Schulter, die Taube, den
Anker, die Laute, ein gen Himmel segelndes Schiff, und vor allen
das Zeichen des heiligen Kreuzes, welches sie beim Aufstehen und
Schlafengehen an die Stirn zu machen pflegten, um Wachen und
Schlafen, Arbeit und Ruhe dadurch zu weihen. — Als sie in spä-
teren Zeiten Kirchen bauen durften, begruben sie ihre Todten rings
um die Kirche her und wurden selbst allda begraben; denn sie wollten
zu allen Zeiten so nahe als möglich bei dem Heiligthum ihres Herrn
sein und hofften am Tage seiner Zukunft, wann die Posaune zum
Auferstehen werde durch die Gräber schallen, zu ewiger Freude vor
ihrem Herrn zu erwachen.
ä. Konstantin der Große.
, (333 n. Chr.)
Diokletian war der letzte römische Kaiser, der als Heide die
Christen grausam verfolgte. Sein Nachfolger, Konstantin, ward
selbst ein Christ, und die schrecklichen Christenverfolgungen hörten
auf. Schon in seines Vaters Hause hatte er viel Löbliches von den
Christen gehört und war ihnen deshalb im Herzen zugethan. Als er
Herrscher eines Theils des römischen Reichs geworden war, — denn
damals war das römische Reich unter sechs Kaiser vertheilt, die neben
einander regierten — gerieth er in Streit lind Krieg mit seinem Mit-
kaiser, Maxentius, einem schlimmen Christenfeinde. Und als er
nun den Tag vor der entscheidenden Schlacht zur Mittagszeit sinnend
und nachdenkend vor seinem Heere hin und her geht und überlegt, ob
er auch wohl siegen könne, und wie er das anzufangen habe, sah er
am hellen Mittag am Himmel ein Kreuz mit der Inschrift: „Hiermit
wirst du siegen!" Das Kreuz war damals schon das Sinnbild
des Christenthums, und jene Inschrift wurde gedeutet: durch Hülfe
der Christen werde Konstantin siegen. Sogleich sielen die Tausende