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1. Für die Oberklassen - S. 49

1857 - Leipzig : Wöller
49 wohlseil. Wenn sie des Vormittags vom Markte nach Hause kam, war sie immer sehr heiter, denn sie hatte alles für ein Spottgcld bekom- men. Die Hühnerchcn kosteten nur sechzehn Groschen, die Mandel Eier nur einen Zwanziger, die Butter nur einen Gulden. Sie war voll Freuden, wenn sie auf diese Arr nur fünf bis sechs Gulden aus- gegeben hatte. — Wie viel kostet der Stoff, Frau Nachbarin? Fr. F.: Der Stoff? — Zwei Gulden dreißig Kreuzer ist er ge- boten. Fr. Kl.: Ja recht; mein Gedächtniß verläßt mich zuweilen. Die gute Frau hatte aber noch das. daß sic alles Geld, was sie einnahm, nur für eine Kleinigkeit ansah. So verkaufte sie ihren Garten und bekam nur eintausend Gulden dafür. Ihre Weinberge trugen ihr nur achttausend Gulden ein. Ihr Haus am Ende nur zehntausend. Sie war recht froh, als sie den' Bettel los war. Sie wissen, Frau Nach- barin, daß sie bald nichts mehr hatte. Das fatale Nur! Ja,das Nur! Fr. F.: Das Nur?- Man sehe doch! Fr. Kl.: Wie viel soll ich ihnen borgen, Frau Nachbarin? Fr. F.: Ach, liebe Frau Nachbarin, ich werde wohl den Stoff stehen lassen. Die Geschichte mit der Frau ist doch sehr traurig. Leben sic wohl, Frau Nachbarin. Nehmen sie mir nichts übel. Fr. Kl.: Ei behüte! Wenn ich dienen kann, recht gern. Leben sie wohl! Chr. Okser. 60. Die Ncryahrsnacht eines Anglücklichcn. 6t Ein alter Mensch stand in der Ncujahrsmitternacht am Fenster, und schaute mit dem Blicke einer bangen Verzweiflung auf zum unbeweglichen, ewig blühenden Himmel, und herab auf die stille, reine weiße Erde, worauf jetzt niemand so frcuden- und schlaflos war, als er. Denn sein Grab stand nahe bei ihm; es war bloß vom Schnee des Alters, nicht vom Grün der Jugend verdeckt, und er brachte aus dem ganzen reichen Leben nichts mit, als Irrthümer, Sün- den und Krankheiten, einen verheerten Körper, eine verödete Seele, die Brust voll Gift und ein Alter voll Reue. Seine schönen Jugend- tage wandten sich heute als Gespenster um, und zogen ihn wieder vor den holden Morgen hin, wo ihn sein Vater zuerst ans den Scheide- weg des Lebens gestellt hatte, der rechts auf der Sonnenbahn der Tugend in ein weites, ruhiges Land voll Licht und Ernten und voll Engel bringt, und links in die Maulwnrssgänge des Lasters hinab- zieht; in eine schwarze Höhle voll hcrüntertropfendcn Giftes, voll spielender Schlangen und finsterer, schwüler Dämpfe. Ach, die Schlangen hingen um seine Brust und die Gifttropsen auf seiner Zunge, und er wußre nun, wo er war. Winter, Lesebuch. In 4
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