1857 -
Leipzig
: Wöller
- Autor: Winter, Georg Andreas
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
113
Die Palmen sind höhst nützliche Gewächse. Das Mark, welches oft
den größten Theil des Stammes ausmacht, liefert bei vielen Arten ein
vortreffliches Mehl. Die ausgehöhlten Stämme haben ein steinhartes Holz
und dienen nicht bloß zum Bauen von Wohnungen, sondern auch als
Schiffsmasten. Die großen Blätter werden zum Decken der Häuser. zu Schi»
men u. dgl. benutzt und geben auch.fasern zu allerhand Geweben. Aus
den abgeschnittenen Blumenscheiden fließt ein wohlschmeckender Saft, wo-
raus der Palmwein bereitet wird. und die Früchte sind meistens eßbar.
Für die Bewohner der heißen Erdgegenden sind die Palmen von der
größten Wichtigkeit. Ganze Völker nehmen von denselben nicht nur ihre
vorzüglichsten Nahrungsmittel, sondern auch das Material zu Kleidungen.
Wohnungen und zu allerlei Geräthen. Der Palmzweig gilt seil den äl-
testen Zetten als das Zeichen des Friedens, des Segens und der Kraft.
Von den zahlreichen Arten der Palmen gehören folgende zu den nützlichsten.
chlll. D i e D attel p a l me wächst im ganzen nördlichen Afrika, wird
aber auch in Sicilicn und andern südlichen Ländern von Europa ange-
pflanzt. Sie kann 100 Fuß hoch werden, ein Alter von 200 Jahren er-
reichen und trägt an ihrer Spitze eine Krone von gefiederten, 5—6 Fuß
langen Blättern, zwischen denen die großen, hängenden Blüthenrispen
aus einer lederartigen Scheide hervorbrechen. Die Früchte, etwas größer
als eine Eichel, reifen in großen Büscheln, oft an 200 beisammen, sind
röthlichbraun und haben um einen harten Kern herum ein pflaumenarti-
ges, honigsüßes Fleisch, das ein Hauptnahrungsmittel der ärmeren Volks-
klasse von Arabien und Nordafrika ausmacht. Eine Mißernte der Datteln
ist für jene Länder ein eben so großes Unglück, als bei uns ein Fehljahr
der Kartoffeln und des Getreides.
fflsä. Die Sagopalme kommt vorzüglich auf Malabar und in
Japan vor. Sie wird 30—40 Fuß hoch. Der Stamm besteht auö einer
etwa zwei Zoll dicken Rinde und einer großen Menge schwammigen Mar-
kes. welches Gott den Bewohnern jener Länder statt des Getreides gege-
den hat. Man gewinnt nämlich aus demselben das vorlreffliche'sago-
mehl. woraus man Brod bäckt und Suppe kocht. Die kleinen durchsichtigen
Körnchen, welche man bei uns unter dem Namen Sago gewöhnlich in
Suppen ißt, werden in Europa aus Kartoffelmehl bereitet, sind aber fast
eben so gut. als der echte Sago. Eine Palme gibt mehre Zentner Mehl,
und von diesen Bäumen gibt es unermeßliche Waldungen. Auch ihre
Früchte sind eßbar, und aus den jungen Blättern wird ein Gemüse, wie
bei uns der Kohl, bereitet.
ff 123. Die Kokospalme hat ihre Hermath zwischen den Wende-
kreisen in Asien und Afrika, von wo sie auch in die heißen Länder Amcrika's
verpflanzt worden ist. Die erhebt sich mit geradem, schlankem Wüchse bis
zu einer Höhe von hundert und mehr Fuß, ist 1—2 Fuß dick und an
ihrer Hpitze breitet sich eine prachtvolle Krone von gefiederten Blättern
aus. an deren Grund die gelblichen, wohlriechenden Blüthen in Trauben
hervorkommen. Die ausgewachsenen Früchte, die Kokosnüsse, sind von der
Größe eines 'Menschenkopfes und schließen in einem dichten faserigen Ge-
webe eine harte Nuß ein, worin sich ein nahrhafter Kern ausbildet. Ehe
die Früchte völlig reif sind, enthalten sie eine milchige Flüssigkeit, die
Kokosmilch, welche sehr erfrischend und in solcher Menge vorhanden
ist. daß ein Mensch aus einer einzigen Nuß sich satt trinken kann. Dieser
Milchsaft verdickt sich allmählich zu einem Mark und wird endlich ein
fester Kern. Aus dem Mark kocht man Oel. das man an Speisen thut,"
wie bei uns die Butter; auch bereitet man daraus Seife.
Winter, Lesebuch Ii. g