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1. Für die Oberklassen - S. 306

1857 - Leipzig : Wöller
306 Plätzen zu entfliehen, wo sie ihren Landsleuten die traurige Botschaft von dem Untergange des Varus mit seinem ganzen Heere verkündigten. Die Deutschen feierten unterdeß große Freudenfeste, dankten ihren Göttern und vertheilten die reiche Beute und die Gefangenen unter sich. Unter diesen war eine Menge junger, vornehmer Römer, die in allem Ueberflusse und in aller Weichlichkeit aufgewachsen waren und in ihrem Stolze schon geglaubt hatten, daß sie die Herren der Welt wären; nun mußten sie in den rauhen deutschen Wäldern traurig ihr Leben hinbringen, indem sie die niedrigsten Knechtsdienste verrichteten, das Vieh hüteten und vor den Thüren derer standen, die sie früher ver- ächtlich Barbaren genannt hatten. Dieser Sieg, der unserem Vaterlande Freiheit und Selbstständig- keit gerettet hatte, war im Jahre 9 nach Christi Geburt, und zwar in der Gegend zwischen dem heutigen paderbornischen und lippeschen Lande, da wo Horn und Lippspringe liegen, erfochten worden. Hermann begnügte sich aber nicht damit, nur den Varus geschla- gen zu haben, er eroberte und zerstörte auch alle römischen Festun- gen, die dießseit des Rheins waren, und hörte nicht auf, bis er an den Ufern dieses Stromes stand. Weiter ging er nicht; er hatte nur den vaterländischen Boden von den fremden Unterjochern befreien wollen. In Rom glaubte man ihn schon auf dem Wege nach Italien, und der alte Schrecken vor den Cimbern und Teutonen, die hundert Jahre vorher zuerst den Römern die deutschen Waffen fühlen lie- ßen, erneuerte sich. Der Kaiser Augustus, der sich sonst wohl zu fassen wußte, verlor dieses Mal alle Besinnung, rannte mit dem Kopfe gegen die Wand und rief immer aus : „Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder !" Varus hatte ein ausgesuchtes Heer von mindestens vierzigtausend Mann gehabt, welches nun wie vom Erdboden rein weggetilgt war. Einige Monate ließ der Kaiser aus Trauer Haare und Bart wach- sen , gelobte seinem Gotte Jupiter (d. i. dem obersten Gotte) große Feste und Opfer, wenn er diese Gefahr abwendete; und seine deutsche Leibwache — eine solche hielt er aus geworbenen deutschen Leuten, ihrer Treue und Tapferkeit wegen — schickte er weit von Rom weg, aus Furcht, sie möchten sich empören. §r. K°h-r°usch. * 10. Die Völkerwanderung. ^ D48. Vom vierten Jahrhunderte ab ergriff die Völker im Nor- den und Osten eine allgemeine Unruhe, es erwachte in ihnen das Streben, sich neue und bessere Wohnsitze zu verschaffen, und so l entstand unter ihnen eine gewaltige Bewegung, die vom fernsten Asien anhebend sich bis in den äussersten Westen und Süden Eu- ropas fortsetzte, selbst Afrika berührte und den Grund zur heutigen Gestaltung Europas legte.
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