Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Für die Oberklassen - S. 307

1857 - Leipzig : Wöller
307 Den ersten Anstoss zur Völkerwanderung gaben die Hunnen. Sie waren ein wilder tartarischer Völkerstaimn, der seine ursprüng- lichen Wohnsitze auf den Hochebenen Asiens hatte. Sie werden von ihren Zeitgenossen als ein Reitervolk von grässlichem Ansehen geschildert, das weder Religion, noch Gesetz kenne und nur einem gemeinsamen Oberhaupte gehorche. Der Krieg war fast die einzige Beschäftigung der Hunnen, sie siegten durch Schnelligkeit und Kühnheit im Angriffe, ihre Raubsucht und Mordlust kannte keine Grenzen. Diese wilden Korden wurden von den Chinesen, denen sie lange genug beschwerlich gewesen waren, aus ihren alten Wohn- sitzen vertrieben und kamen an die Ufer der Wolga und des Don (370). Hier stiessen sie auf die Alanen, vereinigten sich mit ihnen und drangen tiefer in das heutige europäische Russland ein. In diesem weiten Gebiete stiessen sie auf die Gothen, die von der Ostsee bis gegen die Donau hin verbreitet waren. Die Gothen stammten aus Skandinavien und theilten sich in die Ost-; und Westgothen; sie hatten eine geordnete Verfassung, standen unter berühmten Königen und waren frühzeitig mit dem Christenthume bekannt geworden; ja sie besassen seit dem 4. Jahr- hunderte durch ihren Bischof Ulphilas sogar eine Bibelüber- setzung, die als das älteste deutsche Schriftwerk in einigen Ab- schnitten noch vorhanden ist. Schon seit zwei Jahrhunderten hatten sie Einfälle in das römische Reich unternommen, sich einen Tribut von den Römern und Wohnsitze an der Donau ertrotzt. Als nun die Hunnen und Alanen heranströmten, warfen sich die Ostgothen auf die Westgothen und drängten diese über die Donau. Die West- gothen durchzogen nun die Provinzen des morgenländischen und abendländischen römischen Reiches, eroberten Rom (409) und grün- deten später auf römischem Gebiete das grosse w e s t g o t his ch e Reich (412). - Dieser Heereszug der Westgothen in das Innere des römischen Reiches hatte noch andere Folgen. Um nämlich Italien und*Rom zu schützen, wurden die römischen Legionen (Heere) aus England, vom Rhein und von der Donau abberufen; dadurch wurden die west- lichen und nördlichen Grenzen des abendländischen Kaiserreichs entblösst und es drangen nun auch viele andere deutsche Völker, die Franken, Burgunder, Vandalen u. a. m. vor und er- oberten sich neue Wohnsitze. Während der Hin- und Herzüge der germanischen Völker erhoben sich von neuem die Hunnen unter ihrem Könige Attila, der sich selbst die Geissei Gottes nannte; sie gewannen bald die Ober- hoheit über die germanischen Völker, die sie erreichen konnten, und drangen unaufhaltsam bis Gallien vor. Hier aber wurden sie von dem römischen Feldherrn Aetiusin einer furchtbaren Schlacht, besonders durch die Tapferkeit der mit den Römern verbundenen deutschen Schaaren, besiegt und zum Rückzüge gezwungen (451). Mit dem Tode Attila’s (454) löste sich das grosse Hunnenreich auf, die Hunnen beschränkten sich auf ihre'wohnsitze in Ungarn, und das Wogen und Finthen der Völker, in welchem das abendländische Kaiserreich unterging (470), beruhigte sich endlich, ln den ein- zelnen römischen Provinzen liessen sich nun allmälig folgende Völ- ker nieder: In Portugal die Sueven, die früher ihre Wohnsitze am Rhein und Main gehabt hatten — in Spanien und im südlichen Frankreich die Westgothen — im nördlichen Frankreich die
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer