1857 -
Leipzig
: Wöller
- Autor: Winter, Georg Andreas
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Schlesien nicht gutwillig herausgeben wollte, so eroberte er es, für
sich. Er war kaum fünf Monate König, als er den Krieg gegen
die Kaiserin Maria Theresia begann, eine in jedem Betracht
ausgezeichnetes Frau, und auch die österreichische Monarchie war reich
an Macht und den mannigfachsten Hülfsquellen. Friedrich aber fand
bei seiner Thronbesteigung einen Schatz von 9 Millionen Thalern
und ein Heer von 76,000 wohlexerzirten Soldaten vor, und da-
mit glaubte er schon siegen zu können. Der erste und zweite
schlesische Krieg begründeten den Waffenruhm Friedrichs und
setzten ihn in den Besitz von Schlesien; doch strahlte die ganze
Größe des Feldherrn-Talentes Friedrichs erst in dem siebenjäh-
rigen Kriege hervor, welcher von 1756—1763 dauerte.
Maria Theresia konnte den Verlust von Schlesien so wenig
verschmerzen, daß ihr, wenn sie einen Schlesier sah, Thränen in
die Augen traten. Ganz im Stillen verband sie sich mit Sachsen
und Polen, Rußland, Frankreich und Schweden, während Friedrich
sich arglos friedlichen Beschäftigungen hingab. Eine halbe Million
Soldaten sollten sein Reich übcrfluthen, sein Heer erdrücken, und
das Königreich Preußen sollte, um seinen Fürsten recht zu demüthi-
gen, zum größeren Theil unter die Sieger vertheilt und der Ueber-
rest wieder zu einem Markgrafthum erniedrigt werden. Der Plan
wurde sorgfältig verborgen gehalten; aber Friedrich erfuhr alles
und kam seinen Feinden zuvor. Was er nun in ¡lern siebenjährigen
Kriege geleistet hat, wie er sich gegen einen sechsmal stärkeren Feind
unerschrocken herumschlug und meistens siegte, das läßt sich in der
Kürze nicht erzählen; denn es waren der Schlachten gar viele, und
Friedrich stand bald in Preußen gegen die Ruffen, bald in Schle-
sien. und Böhmen gegen die Oesterreicher, bald in Sachsen gegen die
Franzosen, die übrigen Feinde noch gar nicht gerechnet. Wenn man von
diesen Kriegsthaten des alten Fritz — wie ihn seine Soldaten nannten —
ausführlich erzählen wollte, dann müßte man auch von seinen heldcn-
müthigen Generalen Meldung thun, — von dem unerschrockenen
Feldmarschall Schwerin, der mit der Fahne in der Hand seine
Soldaten gegen den Feind führte, aber von einer Kartätschenkugel uie-
dcrgeriffen wurde; von dem alten Husarcn-Anführer Z ieth en, wel-
cher sich mit dem Schreiben nicht gern abgab/ aber desto tapferer in
die Feinde einhieb, gleichwohl aber in der größten Noth fest aus
Gott vertraute; auch von dem rüstigen Kürassier-General Seid-
litz, welcher das französsische Heer in der Schlacht bei Roßbach fast
allein aus einander sprengte und in Gotha einst die französstchen
Mittagstafeln noch gedeckt und mit warmen Speisen besetzt fand.
Diese und gar viele andere Helden halfen dem Könige Friedrich
seine Schlachten' gewinnen oder, wenn er eine verloren hatte, sich