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1. Ein Lese- und Lehrbuch für obere Klassen der Volksschulen - S. 63

1852 - Werl : Stein
63 ser Schiedsrichter; ich will dir erzählen, was der Bauer gethan, und was ich ihm versprochen habe." Die Schlange erzählte. Während ihrer Erzäblung flüsterte der Fuchs dem zitternden Bauer in's Ohr: „Versprechet mir eure Hühner, so will ich euch aus der augenscheinlichen Gefahr erretten." „Du kannst dir morgen früh so viele holen, wie du willst," entgegnete der Geängstigte; „hilf mir nur aus dieser Noth." — Schon gut!" fing darauf der listige Fuchs zur Schlange an; „ich freue mich, daß ich dir in voller Wahrheit das Recht zugestehen kann. Noch neulich sah ich, daß ein Pferd, welches in vielen Schlachten seinem Herrn das Leben ge- rettet halte, erschossen wurde, weil es alt und schwach geworden war. Ueberdies glaube ich aber, daß du auch ohne den Bauer dich aus deiner Gefangenschaft hättest befreien können; denn sieh nur, wie mager bist du schon geworden! Wenn du dich noch einige Tage hättest gedulden wollen, so wärest du sicherlich so schmal geworden, daß du dich durch die Ritzen der Oeffnung leicht hättest hindurchwinden können. Damit also der Bauer sich ganz von der Richtigkeit seiner Einwendung überzeuge, so lege dich noch einmal an die vorige Stelle, und ich will dir und ihm dann schon zeigen, wie nahe du deiner eigenen Rettung wärest." Die Schlange machte dem Bauer eine höhnische und dem Fuchse eine listige Miene, als wollte sie Letzterem sagen, daß er die Ritze ziemlich weit offen stehen lassen möge, und kroch unter den Felsen. Der Bauer mußte den Stein wieder vorwälzen. „War er so?" fragte darauf der Fuchs. „Freilich," erwi- derte der Bauer. „Nun, dann soll es auch so bleiben," sprach der Fuchs. „Lebe wohl, edle Schlange! Du aber, mein Freund, halte Wort und führe mir morgen die Hüh- ner in den Hof, welche du mir versprochen hast." — „Gewiß, gewiß," rief der Bauer; „komm nur in aller Frühe!" Athemlos kam der Gerettete nach Hause und erzählte seiner Frau die schreckliche Gefahr und die unverhoffte Ret- tung durch den klugen Fuchs. Als er aber in vollem Ernste versicherte, daß er zum Lohne die Hühner versprochen habe, da sagte die betroffene Frau: „Du magst versprochen haben, was du willst; davon brauche ich nichts zu wissen. Die Hühner sind in meiner Pflege, und ich freue mich, daß der Räuber mir so in die Falle läuft. Du wärest vielleicht auch auf den Einfall des Fuchses gekommen, oder es hätte
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