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1. Ein Lese- und Lehrbuch für obere Klassen der Volksschulen - S. 97

1852 - Werl : Stein
97 gaben, bedeckte er mit Waldung, leitete frische Quellen in die Ebene, um Menschen upd Vieh zu erquicken, und machte durch alles dieses die Gegend besuchter, fruchtbarer und schöner. Der Kirche des Fleckens fehlte ein Thurm; aus ergenen Mitteln bauete er ihn auf. Es fehlte an einem Lersorgungshause für Alte und Unvermögende; er, ohne Beisteuern zu sammeln, vollendete es, und versorgte die Anstalt mit Einkünften. Noch jetzt wird sein Andenken von Greisen und Kranken, die dort Verpflegung finden, gesegnet. Als der edle, lebensmüde Greis in seinem neunzigsten Jahre entschlief, borte man in Roß und in der ganzen Gegend umher laute Klagen. Alles drängte sich hinzu, um die Züge des Menschenfreundes noch einmal zu sehen; alle wollten die erstarrten wvhlthätigenhände noch einmal küssen. Natürlich schließt man aus einer so fürstlichen Wohl- thätigkeit, daß sie von ungewöhnlichen Reichthümern unterstützt worden sei; daß dieser Edle entweder zahlreiche Landgüter besessen, oder ausgebreiteten Handel getrieben, oder eigene ergiebige Bergwerke gebaut. Aber im Gegen- theile, nach britischem Maaßstabe war er so wenig reich, daß er nur eben wohlhabend genannt werden konnte; nur der einzige Vortheil, daß er in ehelosem Stande und bis zu so hohem Alter hinauf lebte, kam seinem edlen Eifer zu Statten. Sein jährliches Einkommen betrug nach ent* richteten Abgaben nur 3400 Thaler. Mit diesen so ein- geschränkten Mitteln konnte sparsame Genügsamkeit, im Bunde mit unermüdeter Menschenliebe, solche Wunder ver- richten. Poge, der in seinen Schriften das Andenken die-, ses Mannes verherrlicht, ruft aus: „Erröthe, o Größe f Falscher Glanz stolzer Höfe, verschwinde!" Und wahrlich, nicht bloß erröthen, vor Scham vergehen sollten Manche, die weit mehr Beruf und mit viel größeren Mitteln zum Wohlthun auch nicht ein einziges Denkmal von Milde und Großmuth stiften; die, wenn sie in die Gruft hin- absinken, weiter nichts hinterlassen, als Thränen von Un- terdrückten und manchmal noch gar eine Schuldenlast, die Flüche über ihr Andenken erweckt. — Ein wahrer Menschenfreund betrachtet seine Güter als Mittel, Andern wohlzuthun. 5
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