1852 -
Werl
: Stein
- Autor: ,
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Behauptungen. Glaubenszweifel standen manchmal in ihm
auf, die er nicht zu lösen wußte, die er vielmehr durch
manche Vorurtheile noch nährte. Tezels Mißbrauch mit
dem Ablasse gab ihm Gelegenheit, seine Ansichten öffentlich
zu erklären. Er schlug 15i7an die Schloßkirche zu Witten-
berg 95 Sätze, in welchen er nicht den Ablaß selbst, son-
dern zunächst gegen Tetzel und deffen Anhang einige ver-
kehrte Ansichten von demselben und dessen verkehrten Ge-
brauch tadelte. Diese Sätze waren durch die kurz vorher
erfundene Buchdruckerkunst bald über ganz Deutschland
verbreitet. Sowol die Sache selbst, als auch der Eifer
und die Kraft, mit welcher Luther sie vertheidigte, und die
Unbesonnenheit und Heftigkeit: seiner ersten Gegner gewan-
nen dem Luther schnell viele Anhänger. Es entstand ein
gelehrter Streit, der nicht bloß aus den Ablaß, sondern auf
die wesentlichsten Punkte des Glaubens überhaupt gerichtet
war. Weil aber Luthers Behauptungen so vielfach von
der Lehre der Kirche abwichen, riefpapst Leo ihn zur Ver-
antwortung nach Rom, gestattete indeß aus Verwenden des
Churfürsten von Sachsen, daß er sich vor dem päpstlichen
Legaten Cajetan zu Augsburg .rechtfertige. Dieser forderte
kurzweg Widerruf von ihm, wozu sich Luther aus Stolz
nicht verstehen wollte. Später gestand er dem päpstlichen
Kammerherrn von Miltiz, daß er lieber durch gegenseitiges
Stillschweigen die Sache beendigt sähe. Allein dazu war
es schon zu weit gekommen, indem nicht mehr einzelne
Männer, sondern zwei große Parteien einander gegenüber
standen. Luther kam bald darnach bei einer öffentlichen
Zusammenkunft in Leipzig durch die schlagenden Beweise
seiner Gegner so ins Gedränge, daß er, anstatt seine ir-
rigen Behauptungen einfach und demüthig zurückzunehmen,
vielmehr die Echtheit des Briefes Iacobi, den Vorrang
des Papstes und die Unfehlbarkeit der Kirche leugnete.
Er trat nun immer kühner mit seinen Irrthümern hervor,
und verlangte 1520 in seiner Schrift: „An die christ-
lichen Fürsten deutscher Nation," den Sturz der kirch-
lichen Verfassung, die Einziehung der Kirchengüter, die
Aufhebung der Festtage und der Seelenmessen. Bald ver-
warf er auch die h. Firmung, Oelung, Priesterweihe und
Ehe als Sakramente, das h. Meßopfer und die Beichte.
Dadurch zog er bei der Unwissenheit des Volkes, der Hab-