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1. Ein Lese- und Lehrbuch für obere Klassen der Volksschulen - S. 181

1852 - Werl : Stein
— l81 — Behauptungen. Glaubenszweifel standen manchmal in ihm auf, die er nicht zu lösen wußte, die er vielmehr durch manche Vorurtheile noch nährte. Tezels Mißbrauch mit dem Ablasse gab ihm Gelegenheit, seine Ansichten öffentlich zu erklären. Er schlug 15i7an die Schloßkirche zu Witten- berg 95 Sätze, in welchen er nicht den Ablaß selbst, son- dern zunächst gegen Tetzel und deffen Anhang einige ver- kehrte Ansichten von demselben und dessen verkehrten Ge- brauch tadelte. Diese Sätze waren durch die kurz vorher erfundene Buchdruckerkunst bald über ganz Deutschland verbreitet. Sowol die Sache selbst, als auch der Eifer und die Kraft, mit welcher Luther sie vertheidigte, und die Unbesonnenheit und Heftigkeit: seiner ersten Gegner gewan- nen dem Luther schnell viele Anhänger. Es entstand ein gelehrter Streit, der nicht bloß aus den Ablaß, sondern auf die wesentlichsten Punkte des Glaubens überhaupt gerichtet war. Weil aber Luthers Behauptungen so vielfach von der Lehre der Kirche abwichen, riefpapst Leo ihn zur Ver- antwortung nach Rom, gestattete indeß aus Verwenden des Churfürsten von Sachsen, daß er sich vor dem päpstlichen Legaten Cajetan zu Augsburg .rechtfertige. Dieser forderte kurzweg Widerruf von ihm, wozu sich Luther aus Stolz nicht verstehen wollte. Später gestand er dem päpstlichen Kammerherrn von Miltiz, daß er lieber durch gegenseitiges Stillschweigen die Sache beendigt sähe. Allein dazu war es schon zu weit gekommen, indem nicht mehr einzelne Männer, sondern zwei große Parteien einander gegenüber standen. Luther kam bald darnach bei einer öffentlichen Zusammenkunft in Leipzig durch die schlagenden Beweise seiner Gegner so ins Gedränge, daß er, anstatt seine ir- rigen Behauptungen einfach und demüthig zurückzunehmen, vielmehr die Echtheit des Briefes Iacobi, den Vorrang des Papstes und die Unfehlbarkeit der Kirche leugnete. Er trat nun immer kühner mit seinen Irrthümern hervor, und verlangte 1520 in seiner Schrift: „An die christ- lichen Fürsten deutscher Nation," den Sturz der kirch- lichen Verfassung, die Einziehung der Kirchengüter, die Aufhebung der Festtage und der Seelenmessen. Bald ver- warf er auch die h. Firmung, Oelung, Priesterweihe und Ehe als Sakramente, das h. Meßopfer und die Beichte. Dadurch zog er bei der Unwissenheit des Volkes, der Hab-
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