1862 -
Regensburg
: Pustet
- Autor: Schätz, Joseph
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Hunde niemals zu lange und anhaltend zu heftigen Bewegun-
gen, als Jagen, Karrenziehen, Hetzen &c. angehalten werden.
Man darf die Hunde niemals zum Zorne reizen, wesshalb man
sie vor Misshandlung bewahren muss und nicht auf andere
Hunde zum Kampfe und Herumbeissen anhetzen darf, weil so-
gar ein blos zorniger Hund höchst gefährlich werden kann.
5. Der Wolf.
Der Wolf ist dem Hunde ähnlich, aber größer als die
meisten Hunde, obwohl es manche von den letztern gibt, welche
so groß und stark sind, daß sie für Wölfe angesehen werden
können. Er ist 4 Schuh lang, den Schwanz mit eingerechnet,
gelbgrau und schwarz gefleckt. Sein tückisches Auge gibt ihm
ein unheimliches Ansehen, und in der That ist er hinterlistig,
raubgierig und doch dabei feig. Während des Sommers leben
die Wölfe zerstreut in den Wäldern, und nähren sich von Hasen,
Vögeln, Ratten und zahmem Vieh, wenn sie es bekommen
können. Im Winter aber, wenn es sehr kalt wird und im
Walde am Futter fehlt, sammeln sie sich in Heerden und bre-
chen in die Wohnungen der Menschen ein. Sie laufen während
der Nächte heulend umher, nehmen den Hofhund von der Hütte
weg, das Vieh aus dem Stalle, das Pferd vom Schlitten. Ja
der Wolf, welcher sonst so feig ist, greift, wenn er hungrig ist,
bisweilen selbst Menschen an; und hat er einmal Menschenfleisch
gekostet, so lauert er beständig auf diese Nahrung, schleicht in
die Dörfer und raubt Kinder und verschmäht selbst Leichen nicht,
die er aus den Gräbern hervorscharrt. Man erzählt Beispiele,
wo ein einziger Wolf kurz nach einander eine große Anzahl von
Kindern und jungen Leuten getödtet und gefressen hat. Bis-
weilen hat man die Beobachtung gemacht, daß Wölfe im Kampfe
mit Ochsen, Eseln, Pferden plötzlich ins Wasser springen, und,
nachdem sie sich den ganzen Pelz und namentlich den Schwanz
tüchtig benäßt haben, ihren Feind wieder anfallen und ihm den
Schwanz in die Augen schlagen. Durch diese Kriegslist geräth
das Thier in Verwirrung, der Wolf erfaßt es bei der Kehle,
reißt es nieder und erwürgt es.
Die Wölfin bekommt gegen Ende April 5 — 9 Junge,
welche 12 — 14 Tage blind sind und zwei oder drei Jahre
brauchen, bis sie völlig ausgewachsen sind. Man sucht diese
schädlichen Thiere so viel wie möglich ausmrotten, und um dieß
zu befördern, sind in manchen Ländern Preise ausgesetzt, welche
für jeden getödteten Wolf gezahlt werden. Am besten ist es.