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1. $booktitle - S. 182

1862 - Regensburg : Pustet
182 5. Ein Sturm auf den Antillen. Dieser Sturm, welcher unter die furchtbarsten Naturer- scheinungen des vorigen Jahrhunderts gehörte, verheerte um die Mitte des Jahres 1780 alle Antillen, besonders aber die Insel Barbados und Jamaika. — Um 8 Uhr Morgens brach das Ungewitter aus und wüthete 48 Stunden unaufhörlich fort. Die Schiffe, welche in den Häfen vor Anker lagen und sich in völliger Sicherheit glaubten, wurden von ihren Ankern gerissen, in die hohe See getrieben und dort der Gewalt des Sturmes Preis gegeben. Die Lage der Bewohner der Inseln war noch trau- riger; denn in der folgenden Nacht verdoppelte sich die Wuth des Sturmes. Häuser stürzten ein und die größten Bäume wurden mit ihren Wurzeln ausgerissen. Menschen und Thiere irrten umher oder wurden unter den Trümmern begraben. Die Hauptstadt der Insel Jamaika wurde fast dem Boden gleichge- macht. Die prächtige Wohnung des Gouverneurs, deren Mauer drei Fuß dick waren, wurde bis auf den Grund erschüttert und drohte jeden Augenblick einzustürzen. In den Häusern bemühte man sich die Thüren und Fenster mit Riegeln zu befestigen, um den Windstößen zu widerstehen; aber alle Anstrengungen waren vergebens. Die Thüren wurden aus den Angeln gehoben, die Balken auseinander gerissen und die Wände spalteten sich. Die unglücklichen Bewohner irrten ohne Zufluchtsort und Hilfe ver- zweiflungsvoll umher. Viele wurden zerschmettert unter den Trümmern ihrer Wohnungen, andere ertranken in den von dem Orkan aus das Land geworfenen, unermeßlichen Gewässern; noch andere wurden von Sand und Staubwolken erstickt. Die dicke Finsterniß, das Feuer der häufigen Blitze, das unaufhörliche Rollen des Donners, das furchtbare Sausen des Windes und Regens, das herzzerreißende Geschrei der Sterbenden, das Kla- gen und Jammern derjenigen, welche ihnen nicht zu Hilfe kom- men konnten, das Geheul der Mütter und Kinder; alles dieses schien den Untergang der Welt anzukünden. Endlich enthüllte der wiederkehrende Tag den Blicken derer, welche diese Schreckenstage überlebt hatten, ein Schauspiel, wel- ches sich die Einbildungskraft kaum zu entwerfen vermag. Die vorher so reiche und blühende Insel Barbados mit ihren be- zaubernden Ländereien schien plötzlich in eine jener Gegenden am Nord- oder Südpol verwandelt zu sein, wo ein ewiger Winter herrscht. Es stand kein Haus mehr; überall sah man nur Trümmer der Verwüstung. Die Bäume waren entwurzelt; die Erde war mit Leichnamen von Menschen und Thieren bedeckt;
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