1862 -
Regensburg
: Pustet
- Autor: Schätz, Joseph
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
25 &
großen Schlachtfelde; Selbsthülfe galt für Recht. Da versam-
melten sich die deutschen Churfürsten in Frankfurt, um ein neues
Oberhaupt zu wählen.
Den Bemühungen des Erzbischofs Werner von Mainz
und des Burggrafen Friedrich von Nürnberg gelang es, daß
Rudolph, Graf von Habsburg, einstimmig zum deutschen
Könige gewählt wurde. Ersterem gab einst Rudolph auf einer
Reise nach Rom zum Schutze gegen Räuber das Geleite von
Straßburg über die Alpen, und gewährte ihm auch auf der
Rückkehr Sicherheit und freundliche Bewirthung; letzterer war
sein Neffe und inniger Freund. Rudolph lag gerade vor
Basel, weil in dieser Stadt einige seiner Ritter erschlagen wor-
den waren, als in der Nacht des 30. September 1273 der Burg-
graf herangeritten kam, ihm die Nachricht von seiner Erwählung
zu bringen. Schnell verbreitete sich die Kunde im Lager und
in der Stadt. Rudolph machte sogleich Friede mit den Baslern
und eilte nach Achen, um sich krönen zu lassen. Nach der Krön-
ung ließen sich die anwesenden Reichsfürsten, der alten Sitte
gemäß, von dem neuen Kaiser belehnen; aber siehe! es fehlte
dazu der Scepter. Es entstand große Bedenklichkeit, womit
Rudolph die Belehnung vornehmen sollte. Da ergriff er das
Cruzisix auf dem Altare und sagte: „Dieses Kreuz, das die
Welt erlöset hat, wird ja wohl die Stelle eines Scepters ver-
treten können." Darauf reichte er das Crucifix den Fürsten
hin. Sie küßten es und leisteten darauf die verlangte Huldigung.
An Glanz von großen Thaten haben viele von Rudolphs
Vorgängern ihn übertroffen, keiner jedoch an klugen Maßregeln,
wie sie der damalige Stand der Dinge verlangte. Rudolphs
Bestreben ging dahin, das Ansehen der kaiserlichen-Würde wie-
der herzustellen, eine gute Verwaltung der Gerechtigkeit einzu-
führen, und so viel möglich allen Beschwerden seiner Unterthanen
abzuhelfen. Unter seiner väterlich ernsten Regierung kehrte auch
wirklich in das. deutsche Reich Ruhe und Ordnung zurück.
Der stolze König Ottokar von Böhmen, hatte sich der
Länder Oesterreich, Steiermark, Kärnthen und Kram bemächtigt
und wollte Rudolph nicht als Herrn anerkennen. Da er, drei
Mal vorgeladen, nicht erschien, so ging Rudolph schnell auf
Wien los, setzte über die Donau, und zwang Ottokar um
Frieden zu bitten. Aber im folgenden Jahre empörte er sich
wieder. Rudolph lieferte ihm 1278 die Schlacht auf dem March-
felde bei Wien, in welcher Ottokar das Leben verlor. Dieser
Tag kann als der Gründungstag der Größe des habsburgisch-,
österreichischen Hauses angesehen werden; denn nach diesem Siege
t