1848 -
Grimma
: Verlags-Comptoir
- Autor: Wander, Karl Friedrich Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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dem Großen. Dann ward es frei eine Zeit lang unter' dem Hek-
dengeschlechte der Makkabäer, bis einer der gewählten Fürsten den
Pompejus mit den römischen Legionen in's Land rief. Die Römer
(64 v. Chr.) theilten die Herrschaft in eine weltliche unter Königen
und eine geistliche unter Hohepriestern, beide durch römische Statt-
halter und ein römisches Heer überwacht. 134 Jahre dauerte die-
ser Zustand und in diese Periode fällt die Gründung des Christen-
thums. Gegen das Ende derselben brach der unruhige Geist der
Juden, unter welchen die unglaubliche Übervölkerung die Unbehag-
lichkeit auf's Höchste gesteigert hatte, in Empörung gegen die Rö-
mer aus. Das reiche, große Jerusalem war der stete Heerd dieser
Meutereien, welchen Vespasian und Titus, die römischen Cäsaren,
dadurch ein Ende machten, dass sie nach einer Belagerung, deren
Schrekknisse ohne Beispiel sind, die Stadt erstürmten, plünderten,
den Flammen preisgaben und die Einwohner (über eine Million)
austilgten. Dennoch bauten sich die Juden wieder an auf der hei-
ligen Stätte, und obschon Jerusalem nie wieder den frühern Glanz
erreichen konnte, so war es doch 40 Jahre später ein ansehnlicher
Ort, der an 100,000 Bewohner zählte. Hart, unerträglich viel-
leicht, drükkte das Joch der Römer ihren Nakken, und •—■ sie stan-
den von Neuem auf. Da sandte Hadrian seine Legionen, auszu-
tilgen alles Lebendige und Jerusalem der Erde gleich zu machen. —
Es geschah; und damit kein Versuch des fanatischen Volts, die
Stadt Davids wieder aufzubauen, möglich wäre, und die letzte Spur
derselben mit dem Namen sogar verschwände, befahl er, an ihre
Stelle eine Veste aufzubauen, eine Römerstadt, Aelia Capitolina
geheißen, die er mit lateinischen Ansiedlern bevölkerte. Kein Jude
durfte sie, bei Todesstrafe, betreten. ■—•
So war das alte Jerusalem ausgelöscht von der Erde, aber die
Heiligkeit seiner Stätte tilgten Schwert und Brandfakkel nicht. —
Als mit Konstantin dem Großen die christliche Religion den Sitz
der Cäsären einnahm, gab der Kaiser, im Verein mit seiner Ge-
mahlin Helena, der Stadt des Hadrian den Namen Jerusalem zu-
rükk. Ec ließ die heidnischen Tempel niederreißen, und christliche
Kirchen und Monumente erhoben sich aller Orten, wo der Heiland
und die Apostel gelitten hatten, oder an welche sich fromme Erin-
nerungen knüpften. So entstand das neue, das christliche Jerusa-
lem. — Zweihundert Jahre lang schützte es der oströmische Adler.
Er floh vor den mit dem Schwerte und Koran wekterobernd aus
ihren Wüsten brechenden Arabern, und der Kalif Omar nahm im
Jahre 637 Jerusalem mit stürmender Hand. Das Kreuz ver-
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