1848 -
Grimma
: Verlags-Comptoir
- Autor: Wander, Karl Friedrich Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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heißt, durch die Ansicht des Leindes, welches er bewohnt. Sie wekkt
alle schlafenden Kräfte seines Verstandes. Vermittelst der Sinne
bringt sie ihm unzählige Bilder zur Anschauung, welche sein Ge-
dächtniss bereichern, seine Wissbegierde rege machen, seinen Verstand
und sein Gefühl für das Schöne entwikkeln. Sie führt ihn zum
Selbstbewusstsein, indem sie ihn sich von der äußern Welt unter-
scheiden lehrt. Sie ist endlich eine Offenbarung Gottes, dessen
Vollkommenheiten man gleichsam mit dem Auge in seinen Werken
crblikkt.
Aber auch der Mensch übt einen mächtigen Einfluss auf die
Natur aus. Er macht den Boden urbar und bearbeitet ihn; durch
seine Pflege verbessert er die Erd- und Baumfrüchte und erhöht die
Schönheit der Blumen; den Stier, das Schaf, die Ziege, das
Schwein, das Pferd, den Esel, das Kamee!, das Rennthiec und
das Lama, den Hund und die Katze, das Huhn, die Taube, die
Ente und die Gans fesselt er mit Liebe an sich, oder unterwirft sie
mit Gewalt. Er hat den Gebrauch des Feuers entdekkt, durch wel-
ches er das Fleisch der zahmen und wilden Thiere und eine Menge
Vegetabilien, wie Getreide, Gemüse, Thee, Kaffee rc. zu heilsamen
und angenehmen Nahcungsstoffen macht. Das Feuer ist es auch,
vermittelst dessen er die Metalle bearbeitet und sie in Pflüge, Hauß-
aerathe. Waffen, Münzen, Kunstgegenstände und Zierrathen ver-
wandelt. Flachs, Hanf, Baumwolle, Schafwolle, Seide werden
zu tausend verschiedenartigen Stoffen verarbeitet, die Bäume zu
Zimmergeräthen, gewisse Mineralien zu Fayence, Porzellan, Glas;
und Maschinen, welche der Wind, das Feuer oder das Wasser treibt,
nehmen dem Menschen das Mühsamere und Materiellere der Arbeit
ab. Unter der Hand des Künstlers wird der Fels ein prächtiges
Gebäude, der Marmorblokk eine Bildsäule, einige Farben ein Ge-
mälde. Aber der Mensch giebt nicht nur einzelnen Gegenständen
eines Naturreiches eine neue Gestalt, er wirkt auf eine ganze Land-
schaft, ja auf die ganze Oberfläche des Planeten. Er baut auf
Ebenen und in Gebirge eine unzählbare Menge von Städten, Tem-
peln und Palästen, Festungen, Dörfern, Weilern. Er haut die
Wälder aus, welche eine Gegend bedekken, verbessert durch den An-
bau ein Klima, welches ungesund war, oder vermindert seine zu
große Kalte; er verwandelt Sümpfe in fruchtbare Ebenen, verhee-
rende Ströme werden eingedämmt, Strekken, welche das Meer be«
dekkte, werden der Wohnplatz eines zahlreichen Volkes An einer
Küste ohne Zufluchtsort entstehen Häfen; kühne Straßen führen
über hohe Bergketten, welch« man für unübersteiglich hielt und die
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