1848 -
Grimma
: Verlags-Comptoir
- Autor: Wander, Karl Friedrich Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Mäuse angefällt, welche zwanzig Jahre des Überflusses zu künstll-
chen Hungerjahren machen, bis sie einem natürlichen mit ihrem
verdorbenen Gute einige Erleichterung schaffen, sondern einen aus
den reichlichen Getreidevorrathen aller Landwirthe hervorgehenden
so großen Brotreichthum, baff niemals eine Nachfrage des Bedürf-
nisses unbefriedigt gelassen werden muss. Der Bauernstand soll
ferner auf die Erzeugung roher Kleidungsstoffe aus dem Thierreich
und Pflanzenreich den möglichsten Fleiß verwenden, und sich es als
einen Vorwurf anrechnen, an irgend Jemand ein Kleidungsstükk
zu erblikken, dessen Wolle, oder andere Thierhaare, Leder, Seide,
Flachs, Hanf, Farben und übrige Zubereitungsmittel nicht auf va-
terländischem Boden gewonnen worden sind. Der Landwirth ver-
einige reifliches Nachdenken über seine Felder und Wiesen und die
Kunst der Erfahrungen der ältern Landleute mit seinem redlichen
Fleiße, da jeder Boden eine besondere Beschaffenheit hat und nach
seiner Eigenthümlichkeit behandelt werden muss, wenn er die auf
ihn gesetzten Hoffnungen erfüllen soll.- Der Landmann lokkece das
Erdreich seines Feldes mit unermüdetem Fleiße auf. damit jedes
Stäubchen desselben unabhängig und ungebunden die belebende Kraft
der Luft und des Lichtes einsaugen und ungehindert verarbeiten und
verzinsen könne. Er setze ihm die Kräfte, welche ihm zur Hervor-
bringung einer vollständigen Ernte fehlen, durch nährenden Dünger
zu. Man vermeide, in zwei oder mehr auf einander folgenden Jah-
ren dieselbe Frucht auf einem und demselben Boden zu bauen, son-
dern lasse Getreidearten und Kraut und Wurzelgewächse regelmäßig
darauf abwechseln. Man wähle für die Aussaat immer nur den
reifsten Saamen, die vollendetsten Pflanzenkeime. Eine nicht min-
der große Sorgfalt soll der Landwirth auf die Veredlung der Vieh-
zucht wenden. Es wäre schimpflich für denselben und ein deutlicher
Beweis seiner Unwissenheit oder Trägheit, wenn er nicht bei seiner
Landwirthschaft so viel Vieh hielte, als seine Felder und Wiesen
leicht zu ernähren vermögen. Es liegt nur an dem Landwirth, den
allgemeinen Nutztn des Viehhaltens durch Klugheit und Thätigkeit
zu verdoppeln. Dies geschieht dadurch, wenn ec das Vieh reinlich
halt, ihm reichliches und zuträgliches Futter reicht, den Einfluss der
ihm schädlichen Witterung vermindert, oder von ihm abhält, es nicht
durch erschöpfende Arbeiten schwächt und alle Misshandlun-
gen und widrigen Eindrükke von ihm abhält. Es ist ausgemacht,
dass rin gutes Stükk Vieh mehr werth ist, als zwei schlechte. Doch
beschranke sich der Landmann nicht blos auf die Erzeugung guter
und reichlicher Nahrungsmittel und Kleidungsstoffe, sondern benütze