1848 -
Grimma
: Verlags-Comptoir
- Autor: Wander, Karl Friedrich Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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E. Lu ft erschein ungen.
485* Lufterscheinungen im Allgemeinen.
Die atmosphärische Luft, von welcher unsere Erde allenthalben
umgeben ist, und die nahe an derselben dichter, oben dünner ist,
in einer gewissen Höhe ihr Ende erreichen und sich an den feinern
Äther anschließen muß, enthalt, außer den oben genannten Gasar-
len, noch mancherlei andere elastische Flüssigkeiten, die als Dünste
in ihr emporgestiegen sind. Außerdem wirken in ihr Wärme, Licht.
Elektricität u. s. w. Die Zersetzung jener fremdartigen Stoffe durch
den Einfluss dieser Naturkrafte kann mancherlei auffallende Erschei-
nungen bewirken, als Regen, Schnee, Gewitter, Hagel, Sturm
u. dergl., und auf die Witterung großen Einfluss haben. Die
Erscheinungen nun, welche in der Luft erzeugt werden, nennt man
Lufterscheinungen. Man theilt sie ein in lustige, wässerige,
glänzende und feurige. (Melos.)
486. Der Sturm auf den Antillen.
Dieser Sturm, welcher unter die furchtbarsten Naturerschei-
nungen des vorigen Jahrhunderts gehört, verheerte um die Mitte
des Jahres 1780 alle Antillen, besonders aber die Inseln Barbados
und Jamaika. Um acht Uhr Morgens brach das Ungcwitter aus
und wüthete acht und vierzig Stunden unaufhörlich fort. Die
Schiffe, welche in den Häfen vor Anker lagen und sich in völliger
Sicherheit glaubten, wurden von ihren Ankern gerissen, in die hohe
See getrieben, und dort der Gewalt des Sturmes Preis gegeben.
Die Lage der Bewohner der Insel war noch trauriger, denn in der
folgenden Nacht verdoppelte sich die Wuth deö Sturmes. Häuser
stürzten ein, und die größten Bäume wurden mit ihren Wurzeln
ausgerissen. Menschen und Thiere irrten umher, oder wurden un-
ter den Trümmern begraben. Die Hauptstadt der Insel Jamaika
wurde fast dem Boden gleich gemacht. Die prächtige Wohnung
des Gouverneurs, deren Mauern drei Fuß dick waren, wurde bis
auf den Grund erschüttert, und drohte jeden Augenblick einzustürzen.
In den Hausern bemühte man sich, die Thüren und Fenster mit
Riegeln zu befestigen, um den Windstößen zu widerstehen; aber
alle Anstrengungen waren vergebens. Die Thüren wurden aus
den Angeln gehoben, die Balken aus einander gerissen, und die
Wände spalteten sich. Die unglükklichen Bewohner irrten ohne
Zufluchtsort und Hülfe verzweiflungsvoll umher. Viele wurden
zerschmettert unter den Trümmern ihrer Wohnungen; andere er-
S