1867 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Greef, Wilhelm, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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spritzenhäuschen u. s. w. Auch die Straßen sind nicht Eigenthum ei-
nes Einzelnen. Die meisten Brunnen und Pumpen sind ebenfalls
öffentliche, so daß Jedermann Wasser daselbst holen darf. Für Reisende
gibt es in der Stadt Gasthöfe und Wirthshäuser. Auch gibt es außer
den Straßen noch große Marktplätze, auf welchen der Wochen- und
Jahrmarkt abgehalten wird. — Noch ein Platz ist allen Gemeine-
gliedern gemein: das ist der Kirchhof, Friedhof oder Gottes-
acker, auf welchem Alle, Groß und Klein, Jung und Alt, Reich
und Arm begraben werden.
Die Bewohner der Städte sind Handwerker, Künstler, Kauf-
leute, Rentner und Beamte. Da gibt es: Bäcker, Bierbrauer,
Metzger, Gärtner, Hutmacher, Kleidermacher, Weber, Schuhmacher,
Barbiere, Drechsler, Gelbgießer, Blechschläger oder Klempner, Messer-
schmiede, Nagelschmiede, Sattler, Seiler, Schreiner, Zinngießer, Kupfer-
schmiede, Maurer, Zimmerleute, Glaser, Tapezirer, Dachdecker und
Schornsteinfeger; auch Künstler: Maler, Uhrmacher, Gold- und Sil-
berarbeiter u. s. w. Außerdem gibt es daselbst Gastwirthe, Buch-
händler, Apotheker, Geistliche, Lehrer, Ärzte u. s. w.
In den Städten ist es nicht so stille, wie in den Dörfern, sondern
gewöhnlich sehr lebhaft. Da sieht man auf der Straße viele Leute
hin- und hergehen, bei einarider plaudernd stehen bleiben, oder an
eirrander grüßend vorbeigehen. Man hört den Ruf der Hausirer,
die allerlei Waaren feil bieten, das Stampfen der Pferde, das Geras-
sel der Wagen, die Töne der Drehorgel, und von den Häusern her
das Geräusch der verschiedenen Handwerke, die in denselben betrie-
den werden. Hier hört man eine Truppe Konrödianten ihre Künste
anpreisen; dort sieht man eine Menge Soldaten in Reihen vorbeimar-
schiren; da eilen die Kinder zur Schule und — dort begegnet man
einem Zuge Trauernder, die einen geliebten Verwandten oder einen
guten Freund zum Grabe begleiten, und vom hohen Kirchthurme ver-
nimmt man das dumpfe, traurige Grabgeläute. —
Von dem Thurme schwer und bang
Tönt der Glocke Grabgesang.
Ernst begleiten ihre Trauerschläge
Einen Wandrer auf dem letzten Wege.
lv. Der Mensch und das Dorf — die Stadt
(die bürgerliche Gemeinde).
Die Menschen haben zu ihrer Nahrung, Kleidung und Woh-
nung, so wie zu ihrer Bequemlichkeit und Annehmlichkeit viele
Dinge nothwendig, die kein Mensch — auch keine Familie — sich
alle selbst anfertigen kann. So kann z. B. der Schreiner keine Schuhe
und Stiefel machen; dagegen versteht der Schuster es nicht, Tische
und Bänke zu verfertigen. Deshalb arbeitet der Schreiner für den
Schuster, Schnried, Bäcker u. s. w., und diese arbeiten wieder für den