1867 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Greef, Wilhelm, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Korn ist von einem Spelze dicht umschlossen und mit ihm verwach-
sen. Lange, steife Grannen umstehen die Gerstenähre, als wollten sie
mit ihren scharsgezähnten Rändern die Körner in ihrem Hause beschützen.
Beim Dreschen springen die Körner aus den Ähren und gehen
auf Reisen. Einige kommen auf den Hühnerhof. Mit Freuden-
geschrei eilen Hühner, Enten und Gänse herbei, ein Taubenschwarm
flattert vom Schlage herzu, und auch der schelmische Sperling hüpft
aus dem leeren Schwalbenneste schlau heran. Alle erfreuen sich an
den Körnchen. Andere Körner kommen zur Mühle, werden dort ge-
schält und kommen als Graupen in den Kaufladen und von dort in
die Küche, wo die Mutter wohlschmeckende Suppen daraus bereitet.
Die meiste Gerste aber kommt zum Bierbrauer. Dieser läßt
sie in Wasser aufquellen und dann keimen. Sobald die Keimchen
aber einen halben Finger lang herausgeschosien sind, dörrt er sie
schnell und verwehrt ihnen so das Weiterwachsen. Run bringt er sie
zur Mühle und läßt sie grob zermahlen. So erhält er das Malz.
Dieses thut er in eine Braupfanne und koche es mit Wasser. Den
süßen Saft läßt er abfließen und vermischt ihn mit Hopfen, bringt
dann Hefe hinzu und läßt die Flüssigkeit gähren. Viele Männer
sind nun geschäftig, das fertige Bier in Fässer zu füllen und in den
kühlen Keller zu schaffen, dann das klare Bier in Flaschen und
Krüge zu thun. Nun ist es den Menschen ein erquickendes, nahr-
haftes Getränk. — (Wer kennt die liebliche Geschichte von Ruth?)
Es. Vergleichung des Noggsrrs mit der Gerste.
Der Halm des Roggens ist lang und hart, der der Gerste ist
kurz und weich. Die Körner des Roggens sitzen frei zwischen den
Ährenblättchen; die Körner der Gerste aher sind mit denselben verwach-
sen. Die Grannen des Roggens sind kürzer und schmäler, als die
der Gerste. Die Roggenkörner werden meistens zu Mehl gemahlen,
und aus diesem wird nahrhaftes Brod für Reich und Arm gebacken.
Aus der Gerste hingegen bereitet man gewöhnlich Graupen und Malz.
Der Roggen ist eine sehr nützliche, einjährige Pflanze; die Gerste
auch. Beide haben auf dem Halme eine Ähre, in der die Fruchtkör-
ner sich besinden. Diese sitzen beim Roggen zwischen Spreublättchen,
bei der Gerste ebenfalls. An den äußern Spreublättchen des Roggens
sitzen die Grannen, an denen der Gerste auch. Der Roggen hat einen
harten Halm, welchermitknotenversehenist; ebenso die Gerste. —*)
Diejenigen Pflanzen, welche, wie der Koggen und die Gerste, einer
hohlen, knotigen Halm haben, heissen nicht Kräuter, sondern Gräser
Alle Gräser, welche man wegen ihrer Körner anbaut, nennt man Getreide.
Alle Gräser zusammen bilden wieder eine Klasse von Pflanzen. —
Welche von den übrigen Pflanzen im Felde sind auch Gräser? —
Welche nicht? — Welche sind Getreide? — Welche sind kein Getreide? —
Wie viel Klassen von Pflanzen habt ihr im Garten kennen gelernt? Wie
viel Pflanzcuklassen kennt ihr also jetzt schon? — Wie heissen sie? —
*) (S. Ctiim. S, 31).