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1. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen der Volksschule - S. 108

1867 - Essen : Bädeker
108 Da schlief das Bäumlein wieder ein, und früh ist's wieder auf- gewacht; da hatll es gläserne Blätter fein, das war eine Pracht! Das Bäumlein spricht: Nun bin ich froh; kein Baum im Walde glitzert so. Da kam ein großer Wirbelwind mit einem argen Wetter, der fährt durch alle Bäume geschwind und kommt an die gläsernen Blätter; da lagen die Blätter von Glase zerbrochen in dem Grase. Das Bäumlein spricht mit Trauern: Mein Glas liegt in dem Staub, die andern Bäume dauern mit ihrem grünen Laub; wenn ich mir noch was wünschen soll, wünsch' ich mir grüne Blätter wohl. Da schlief das Bäumlein wieder ein, und wieder früh ist's auf- gewacht; da hatt' es grüne Blätter fein. Das Bäumlein lacht und spricht: Nun hab' ich doch Blätter auch, daß ich mich nicht zu schä- men brauch'. Da kommt mit vollem Euter die alte Geiß gesprungen; sie sucht sich Gras und Kräuter für ihre Jungen; sie sieht das Laub und fragt nicht viel, sie frißt es ab mit Stumpf und Stiel. Da war das Bäumlein wieder leer, es sprach nun zu sich sel- der: Ich begehre nun keiner Blätter mehr, weder grüner, noch rother, noch gelber; hätll ich nur meine Nadeln, ich wollte sie nicht tadeln. Und traurig schlief das Bäumlein ein, und traurig ist es aufge- wacht; da besieht es sich im Sonnenschein und lacht und lacht. Alle Bäume lachen's aus; das Bäumlein macht sich aber nichts d'raus. Warum hat's Bäumlein denn gelacht, und warum denn seine Kameraden? Es hat bekommen in einer Nacht wieder alle seine Nadeln, daß Jedermann es sehen kann: geh 'naus, sieh's selbst, doch riihrs nicht an. Warum denn nicht? Weil's sticht. 3. Das Kind und die Tanne. O Tannenbaum, o Tannenbaum, was bist du schlank und hoch! Man sieht den bunten Vogel kaum, der auf den Wipfel flog; vom Wipfel bis zur Wolke Saum scheint mir nur eine Spanne Raum. O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie grün ist dir das Haar! So grün ist Gras und Laubfrosch kaum; auch bleibt das ganze Jahr, wie arg es stürmt und friert und schneit, unwandelbar dein Schmuck und Kleid. O Tanne mein, o Tanne mein, wie ist dein Kopf so kraus! Voll Locken hängt es hübsch und fein, bis ganz nach oben aus, und weht einmal der Wind hinein, was muß das für ein Rauschen sein! O Tanncnbaum, o Tannenbaum, wie spitz ist dir das Blatt! Voll Nadeln hängt der weite Raum, geschliffen, scharf und glatt. Doch weiß ich schon, es hat nicht Noth, du stichst nicht kleine Kinder todt. O Tanne mein, o Tanne mein, was hängt dir da so rund? Das muß ein hübsches Spielwerk sein, so glatt, so grün, so bunt! O lie- der Baum, ich bitte sehr, wirf mir ein Dutzend Zapfen her!
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