1867 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Greef, Wilhelm, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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gen; doch umsonst. Im Jahr 1523 berief der Züricher Rath alle Geistlichen,
die vermeinten, Zwingli’s Lehre widerlegen zu können, nach Zürich. Zwingli,
der dazu 67 Lehrsätze aufgeschrieben, ging mit dem Worte Gottes aus die-
sem Religionsgespräche, dem an 600 Personen beiwohnten, siegreich hervor.
Die reformirte (verbesserte) Lehre fand immer mehr Anhänger. -— Dr. Luther
mit Melanchthon,und Zwingli mit Oekolampadius kamen 1. bis 3. Okt. 1529 zu
Marburg in Hessen zusammen, und obgleich sie sich in etlichen Punkten nicht
vereinigen konnten, so behielt doch Zwingli eine grosse Verehrung gegen
Luther. Bald darnach brach der Krieg der katholisch gebliebenen Kantone
der Schweiz gegen Zürich und Bern aus. Da zog Zwingli als Feldprediger,
der die Fahne tragen musste, zu Pferde mit. Vor seiner Wohnung auf dem
Stiftsplatze sammelte sich das Kriegsvolk, und tröstend sprach er zu seiner
treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, wo wir uns trennen müsseni Es
sei so, denn der Herr will es! Er sei mit dir, mit mir und den Kindern!
— So der Herr will, sehen wir uns wieder!“ Am 11. Okt. 1531 kam es bei
Kappel, nahe am Rigiberge, zur Schlacht: 500 Züricher gegen 8000 Feinde.
Die kleine Schaar wurde besiegt, und Zwingli, der unter den Vordersten
kämpfte, sank schwerverwundet darnieder. Ein wilder Kriegsknecht aus Uri
trat herzu und durchbohrte mit dem Schwerte den standhaften Glaubenshel-
den. Die erbitterten Feinde viertheilten und verbrannten seinen Leib, streu-
ten die Asche in den Wind. — Zwingli’s Wittwe hatte in dieser Schlacht
verloren: Mann, Sohn, Schwiegersohn, Bruder und Schwager. Doch das
Werk des Herrn ging nicht unter.
Zu Genf in der Schweiz hatte Zwingli’s reformirte Lehre grossen Ein-
gang gefunden. Da kam 1536 Johannes Calvin hin, geb. 1509 zu Noyon
(spr. Nojon) in Frankreich, der ebenfalls, wie Luther, ein Rechtsgelehrter
werden sollte, Dr. der Rechte und Lehrer der Studenten wurde, zugleich
die heil. Schrift studirte, dann aber aus Paris als Prediger des Evangeliums
fliehen musste nach Basel (1535). Hier in Basel hatte seit 1524 der gelehrte
und sanftmüthige Joh. Oekolampadius (eigentlich Hausschein), geb.
1484 zu Weinsberg in Schwaben, das Evangelium mit Erfolg verkündet,- er
starb mit Zwingli in demselben Jahre 1531. In Genf und weiter wirkte
Calvin, der leiblich schwach, doch geistig stark und kräftig war, als Pre-
diger und Professor an der Universität ausserordentlich bis an seinen Tod,
den 27. Mai 1564. — Ein Jahr vorher (1563) erschien zuerst der auf Be-
fehl des Churfürsten Friedrich Iii. von der Pfalz (geb. 1515 zu Sim-
mern, gest. 1576 zu Heidelberg) von Zacharias Ursinus und Caspar Olevianus
verfasste Heidelberger Katechismus. —
Im Herzogthum Preussen führte Markgraf Albrecht (1525), in Bran-
denburg der 6. Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern, Joachim Ii.
(1. Nov. 1539) die Reformation öffentlich ein, zu der sich auch Dänemark,
Schweden, England, Schottland, die Niederlande etc. bekannten. Kräftig
schnell verbreitete sich und wirkte das evangelische Glaubenslied des Dr. Paul
Speratus (seit 1524 Hofprediger in Königsberg), gedichtet 1523 in Wittenberg:
*Es ist das Heil uns kommen her aus Güt’ und lauter Gnaden;
Die Werk’ vermögen nimmermehr, zu heilen unsern Schaden.
Der Glaub’ sieht Jesum Christum an, der hat genug für uns gethan,
Er ist der Mittler worden.
* 12 Guftav Adolphs Feldliedleiir.
Gustav Adolph, der fromme Schwedenkönia, geb. 1594, feit 1611 König, kam mit 15,000 tapfe-
ren Schweden den 4. Juni 163o auf deutschem Boden den Evangelischen zu Hülfe, und fiel in
der Schlacht bei Lützen, 6. Nov. 1632 (am „Schwedenstein")-
(Mel. Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.)
1. Verzage nicht, du Häuflein klein, Und suchen deinen Untergang,
Obschon die Feinde Willens sein, Darvor dir wird recht angst und bang;
Dich gänzlich zu verstören, Es wird nicht lange wahren.