1863 -
Leipzig
: Amelang
- Hrsg.: ,, Fix, Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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und einen auffallend langen, dünnen Hinterleib hat. Das ist die
Wasserjungfer oder Libelle. Ihr Flug ist langsam und
schwankend; allein das hindert sie nicht, fliegend ihre Nahrung zu
erhaschen, die aus mancherlei Insekten, besonders Mücken, besteht.
Das Weibchen legt eine große Anzahl kleiner, länglicher Eier ins
Wasser.- Aus diesen entstehen in kurzer Zeit Larven, welche dem
vollkommenen Thiere sehr ähnlich sind, aber keine Flügel haben und
sich stets im Wasser aufhalten. Sie haben ebenfalls sechs Beine
und einen langen, gegliederten Leib, dessen Ende mit drei steifen
Ruderfedern versehen ist. An ihrem Kopfe stehen zwei Fühlhörner
und eine vorstreckbare, zum Fangen der Nahrung eingerichtete
Zange. Erblicken sie ein Thierchen, so schleichen sie sich behutsam
an dasselbe heran, schnellen ihre Fangzange vor, ergreifen dasselbe
damit und führen es zum Maule. Sie bleiben zehn bis elf Mo-
nate im Wasser und häuten sich während dieser Zeit drei- bis vier-
mal. Sobald der Augenblick der Verwandlung gekommen, kriecht
die Larve aus dem Wasser, setzt sich an den ersten besten Pflanzen-
stengel oder auf ein Blatt und bleibt da sitzen, bis ihre Haut tro-
cken geworden ist. Diese platzt dann auf dem.rücken auseinander,
und die darin verborgen liegende Wasserjungfer kommt zum Vor-
schein. -Ihre Flügel sind Anfangs ganz kurz und weich, erlangen
aber bald die zum Fliegen erforderliche Größe und Härte.
162. Die Mühle.
Auf der grünen Wiese am Bache steht die Mühle.
Schon von weitem hört man das Geklapper des Mahl-
kastens und das Gebrause der Wasserräder. Das Mühl-
rad ist viel grösser, als ein Wagenrad, und dreht sich
viel langsamer um; aber es steht nicht still, ausser am
Sonntage, wenn der Müller in die Kirche geht. In der
Mühle steht unter dem Mahlkasten der Mehlkasten; in
den fällt das Mehl, wenn es gemahlen ist, und von
dem Staube des Mehlkastens wird Alles weiss, der Müller
und der Mühlbursche, und wenn du vorwitzig bist, du
auch. Um den Mehlkasten stehen die Kornsäcke, aus
denen nimmt der Müller Korn, siebt und schüttet es in
den Rumpf, d. i. in den grossen hölzernen Trichter, wel-
cher oben auf dem Mahlkasten steht. Unter dem Rumpfe
liegen wagerecht die grossen Mühlsteine, zwischen denen
die Getreidekörner zermahlen werden. Sie drehen sich
um eine senkrechte Welle, die durch das Wasserrad be-
wegt wird. Die Mühlsteine sind auf der innern Seite