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1. Der kleine Kinderfreund - S. 250

1863 - Leipzig : Amelang
250 268. Vom Kaiser Karl. 1. Kaiser Karl, der der Große genannt wird, war nicht bloß ein gewaltiger Kriegsheld, sondern anch ein gar frommer Mann. Er stiftete viele Kirchen und Schulen und setzte in allen Gegenden seines großen Reiches Geistliche und Lehrer ein, die das Volk unterwiesen in Gottes Wort und die Kinder im Lesen, Schreiben und nützlichen Kennt- nissen unterrichteten. Auch in der Stadt Paris hatte er eine Schule gegründet, in welche er nicht bloß die Söhne seiner obersten Hofbeam- ten, sondern auch arme Kinder aufnehmen ließ. Als er einmal wieder in diese Stadt kam, ging er selbst in die Schule, um zu sehen, ob flei- ßig darin gelernt würde. Da fand er denn, daß die Söhne der Bür- ger und Bauern die der Adeligen an Geschicklichkeit weit übertrafen. Jene stellte er an seine rechte Seite und sprach zu ihnen: „Wohlan, ihr Jünglinge, fahret so fort, wie ihr angefangen habt, so will ich euch vor Andern werth halten. Ich will aus euch Stiftsherren, Bischöfe und Päpste machen; ihr sollt über Land und Leute regieren!" Aber die Ungeschickten stellte er an seine linke Seite und sprach: „Ihr Zärt- linge, die ihr mit gekräuselten Haaren umhergeht und euch auf eurer Eltern Reichthum verlasset, die ihr dem Müßiggänge nachhänget und meinen Befehl nicht achtet, — ihr seid mir nicht gut genug; euch sollen diese Armen vorgezogen werden! Doch wenn ihr es den Fleißi- gen gleich thun werdet, will ich eures Standes wegen auch auf euch sehen!" 2. Kaiser Karl hielt nichts auf Flitterstaat und meinte, der Wolfs- pelz stehe gut zu seiner kaiserlichen Majestät. Aber die Herren an seinem Hofe hatten von wälschen Kaufleuten seidene Kleider gekauft und gefielen sich gar wohl darin. Das verdroß den Kaiser, denn er mochte das fremde Wesen nicht leiben. Eines Tages, als alle Hof- leute wieder in der Hofburg versammelt waren, rief er den Knechten hinaus: „Blaset in die Hörner, lasset die Hunde los, die Gäule heraus! Wir wollen auf die Jagd!" Und voran im Wolfspelz der Kaiser, die Herren im feinen Putze hinterher. So ging's im vollen Jagen in den wilden Eichensorst hinein und in Einem fort durch Dick und Dünn, über Steine und Hecken, daß bald hie und bald da an den Dornen seidene Fetzen hängen blieben. Dabei kam ein Regen vom Himmel, und die alten Eichen seufzten im Sturme, und die jun- gen Herren auch. Aber der Kaiser that, als ob er es nicht-merke, und erst als es Nacht war, ließ er zum Heimzug blasen. Er ritt zur Hof- burg zurück, führte Alle in den Saal und schüttelte seinen Wolfspelz
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