1863 -
Leipzig
: Amelang
- Hrsg.: ,, Fix, Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
327
Friedrich Iii. von Brandenburg sich schon die preußische Königskrone
aufgesetzt hatte*), kam durch Erbschaft die Grafschaft Moers nebst
der Herrschaft Crefeld hinzu, und im Jahre 1713 durch den Frieden
zu Utrecht auch noch der danebenliegende Theil des Herzogthums
Geldern. Damit hatte es lange Zeit sein Bewenden. Friedrich
der Große führte den siebenjährigen Krieg und gewann Schlesien
nebst andern Ländern; aber am Rheine blieb es, wie es gewesen war.
Da trat in Frankreich im Jahre 1789 die Revolution ein.
Unter fürchterlichem Blutvergießen wurden alle Staatseinrichtungen
umgestoßen; der König wurde auf das Blutgerüst geschleppt und das
Land in eine Republik verwandelt. Die Heere d^r Republik über-
schritten die Grenzen und schlugen ihre Gegner, die nicht einig waren;
besonders gewann der General Nap oleo n Bonaparte, ein ge-
waltiger Krieger, die Oberhand über alle Feinde Frankreichs. Das
ganze linke Rheinuser wurde von den Franzosen erobert, und im
Jahre 1801 wurde bestimmt, daß Frankreich die Rhein grenze
erhalten solle. So mußte auch Preußen seine Besitzungen jenseit des
Rheines hingeben. Aber es wurde durch die Güter niehrerer Bischöfe
und Klöster, die ihre weltliche Herrschaft verlieren sollten, auf der
rechten Rheinseite entschädigt. Die meisten neuen Erwerbungen lagen
in der Provinz Westfalen; am Rheine gehörten nur die Abteien
Essen, Werden und Elten dazu. Aber durch die Unglücksschlacht
bei Jena und Auerstädt und den traurigen Frieden von Tilsit
(1807) ging Alles wieder verloren. Napoleon gründete aus den
abgetretenen Ländern neue Staaten für seine nächsten Verwandten,
nämlich das Großherzogthum Berg und das Königreich
Westfalen, und überall wurde die Negierungsweise so eingerichtet,
wie Napoleon sie in Frankreich eingeführt hatte. Auch die neuen
Gesetze wurden gegeben, die im 6ockv Napoleon, d. h. in den auf
Befelff Napoleons ausgearbeiteten Rechtsbüchern gesammelt waren.
Diese Gesetze haben sich als gut und heilsam erwiesen, und sie sind
darum den Rheinländern bis auf den heutigen Tag verblieben. Sonst
aber hat die Franzosenherrschaft nichts Gutes gebracht. Die jungen,
kriegslüchtigen Männer wurden den Heeren Frankreichs eingereiht;
sie zogen mit Napoleon in den Krieg und mußten gegen ihre deutschen
Brüder fechten. Durch Kriegssteuern wurde das Land ausgesogen;
Handel und Verkehr stockten; die Schifffahrt aus dem Rheine wurde
durch Abgaben gedrückt; selbst für die Waaren, welche zu den täglichen
Bedürfnissen des Lebens gehören, mußten schwere Zölle bezahlt wer-
den, wenn sie über die Grenze gebracht wurden. Schmuggler- und
T Seile 261.