1863 -
Leipzig
: Amelang
- Hrsg.: ,, Fix, Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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bewohnen können. Inden neunziger Jahren, während der franzö-
sischen Revolution, nahm er viele Emigranten auf, Grafen und
Herren, die ihr Vaterland Frankreich verlassen mussten. Dadurch
zog er sich den Hass der Schreckensmänner in Paris zu, und als
es den französischen Heeren gelang, bis zum Rheine vorzudrin-
gen, da musste auch der Erzbischof flüchten. Nun hausten die
wilden Feinde in seiner Residenz. Aus dem schönen Schlosse
machten sie ein Lazareth, später eine Kaserne. So blieb Koblenz
sammt dem ganzen linken Rheinufer französisch, bis Napoleon
nach Russland zog. Zur Erinnerung an die Thaten der grossen
Armee hatte der damalige französische Präfekt oder Statthalter
in Koblenz auf einem öffentlichen Platze einen Denkstein errich-
ten und auf denselben eine Inschrift setzen lassen, die in deut-
scher Sprache also lautet:
Erinnerung an den Feldzug gegen die Russen 1812 unter
der Statthalterschaft des Julius Douzan.
Aber nicht lange dauerte es, da hatten Russen und Preussen die
Stadt wieder besetzt-, ein russischer Kommandant trat an die Stelle
des französischen und liess unter dessen Inschrift schreiben:
Gesehen und genehmigt durch mich, den russischen Komman-
danten der Stadt Koblenz. Den 1. Januar 1814.
Und Koblenz kam nicht lange darnach in den Besitz des Königs
von Preussen und wurde die Hauptstadt der neuerworbenen rhei-
nischen Lande. Hier hat der Oberpräsident der Rheinprovinz
seinen Sitz; so auch der kommandirende General des achten Ar-
meecorps. Im Jahre 1850 hat sogar unser jetziger König, damals
Prinz von Preussen und Gouverneur der rheinischen Lande, Kob-
lenz zu seiner Residenz erwählt. Er hat dieselbe erst verlassen,
als er Regent von Preussen wurde.
Durch den Bau der 500 Schritt langen Moselbrücke, die auf
14 steinernen Bogen über den Fluss setzt, hat sich Erzbischof
Balduin von Trier (1307—54) ein herrliches Denkmal errichtet.
Weiter oberhalb geht jetzt noch eine zweite Steinbrücke über die
Mosel, vermittelst welcher die rheinische Eisenbahn den Fluss
überschreitet. Ueber den Rhein führt eine Schiffbrücke nach der
kleinen Stadt Thal-Ehrenbreitstein, die gleichsam eine Vor-
stadt von Koblenz ist und auch kurzweg ,,im Thal“ genannt
wird. Nicht lange wird es dauern, so wird eine auf mächtigen
Pfeilern ruhende eiserne Bogenbrücke die beiden Ufer in Verbin-
dung setzen.
Neben Th al-Ehrenbreitstein aber liegt der Berg Ehrenbreit-
stein mit der Festung gleiches Namens. Ganz Koblenz ist mit