1846 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Westermeier, Franz Ä. Bogislav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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zeste, so in der ganzen Biblia stehet, gefastet und zu einem
seinen Handbuche gemacht und zubereitet ist. Daher kömmt
es auch, daß der Psalter aller Heiligen Büchlein ist und
ein Jeglicher, in welcherlei Sachen er ist, Psalmen und
Worte darin findet, die sich auf seine Sachen reimen und
ihm eben so sind, als wären sie allein um seinetwillen also
gesetzt, daß er sie auch selbst nicht besser finden kann, noch
wünschen mag.»
Die Sprüchwörter Salomonis begreifen drei
verschiedene Theile. Der erste Theil (Kap. 1 — 9.) lehrt die
wahre göttliche Weisheit lieben und erkennen, und stellt ihr
unter dem schrecklichen Bilde einer Ehebrecherin die falsche
Weisheit entgegen, welche den Bund mit Gort gebrochen und
voll Unglaubens, trügerischer List und Bosheit die Seelen
der Menschen zu ihrem eignen Berderben zu sich lockt. Der
andere Theil (Kap. 10—24.) enthält allerlei Lehren der
Frömmigkeit, Weisheit und Tugend; und der letzte (Kap. 25
—31.) einen aus eben solchen Lehren bestehenden Nachtrag,
der später gesammelt ist und außer Salomo auch noch an-
dere Verfasser zu haben scheint. Es sind in diesen Sprü-
chen die Erfahrungen eines reichen Lebens niedergelegt; sie
enthalten einen unerschöpflichen Schatz von Lebensweisheit
für alle Verhältnisse des Menschen; und diese Lehren himm-
lischer Weisheit sind in einer Sprache voll Geist und Kraft
gegeben, so daß diese Sprüche mit Recht goldene Aepfel in
silbernen Schalen genannt sind.
Der Prediger Salomo hat nur ein Thema, mit
welchem er in viel verschlungener, oft räthselbaster Rede, die
manchen Klugen schon irre gemacht hat, die Endergebnisse ei-
nes Erdenlcbens, dem kein Genuß versagt war, ausspricht; und
das lautet: «Es ist alles eitel, ganz eitel.» Wir hören in
diesem Buche Salomo reden, der nach manchem Irrweg in
seinem hohem Alter zu dieser Erkenntniß kam, und sie mit
der Ermahnung, das Ewige, allein Befriedigende zu suchen,
mittheilt, weil sie Keiner so mittheilen konnte, als er.
Das Hohelied würde in unsrer Bibel nichts stehen,
wenn es nicht in einem hohem, als dem nächsten wörtlichen
Verstände aufzufassen wäre. Es gleicht einem seligen Traume
von Finden und Schwinden, von Scheiden und Umfassen;
es ist mit einem rosigen Duft umschleiert, in welchem die
Geheimnisse des himmlischen Liebeslebens, welches die gläu-
bige Seele mit ihrem Herrn führt, dem offenbar werden, der
jenes Leben kennt.