1846 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Westermeier, Franz Ä. Bogislav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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Jahres 60 nach Chr. G. abermal über Macedonien nach Ko-
rinth; und nach einem dreimonatlichen Aufenthalte Hieselbst
fühlte er im Geiste sich gebunden, nach Jerusalem zurückzu-
kehren, ob er gleich wußte, daß seiner hier Bande und Trüb-
sal warteten. (Apg. 20.) Der Apostel hatte auf den bisher
genannten Reisen zwar auch schon Trübsal genug zu erdul-
den gehabt und hauptsächlich von den Juden, an welche er
sich stets zuerst mit dem Evangelio wandte, welche aber
meistentheils voll Erbitterung ihm widerstrebten, und dann
auch die Heiden gegen ihn erregten und so das Maaß ihrer
Sünden immer mehr erfüllten. Diese waren es auch, welche
in Jerusalem dem Apostel die von ihm erwarteten Leiden
bereiteten. Nur mit Mühe wurde er hier den mörderischen
Händen der Wüthenden entrissen; unter römischer Bedeckung
ward er zuerst nach Càsarien, dem Sitze des römischen Statt-
Halters Felix, der von ihm manche nützliche Wahrheit zu
hören bekam, und zwei Jahre darauf durch den Lanbpfleger
Festus zu Schiffe nach Rom gesandt, weil er sich als römi-
scher Bürger auf den Kaiser berufen hatte. Nach einer höchst
gefahrvollen Reise kam er hier im folgenden Jahre (etwa
62 nach Chr. G.) an, und hatte während seiner zweijährigen
Gefangenschaft Gelegenheit, diese Hauptstadt der Welt auch
mit dem Lichte des Evangeliums zu erleuchten. Der Apostel
soll nach seiner Befreiung noch viele Reisen gemacht, endlich
wieder gefangen genommen, und nach einer mehr als drei-
ßigjährigen Amtsführung unter dem Kaiser Nero zu Nom
mit dem Schwerte hingerichtet sein.
2. Die apostolischen Briefe.
Die Apostelgeschichte erzählt uns, wie und wo die Apo-
stel in Kraft des heiligen Geistes das Wort predigten, das
Reich Gottes ausbreiteten und Gemeinden sammelten, welche
den von ihnen verkündigten Heiland bekannten. Die aposto-
lischen Briefe belehren uns meistentheils über den Zustand
der von den Aposteln gestifteten Gemeinden, und zeigen uns,
auf welche Weise die Apostel das angefangene gute Werk bei
ihnen fortführten. Die Glieder dieser Gemeinden waren
Menschen, wie wir; und wenn sie auch als die Erstlinge
des Geistes eines vorzüglichen Maaßes der Gnade sich er-
freuten, so zeigten sich, dem Keime nach wenigstens, in ih-
rem Leben doch auch schon alle die Gefahren und Verirrun-
gen, durch welche das Verderbniß der menschlichen Natur
die Aneignung des göttlichen Heils überall trübt und er-