1846 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Westermeier, Franz Ä. Bogislav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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nur den Hafer; und den Roggen haben uns wahrscheinlich
die wilden Mongolischen Völker, welche zur Zeit des Hun-
nenkönigs Attila unser ganzes Vaterland so arg verwüsteten,
gebracht. Und so ist denn manchmal ein großes Unglück
auch wieder zu Etwas gut und nütze. Aber eine Pflanze,
die freilich nicht hier bei uns, sondern nur in warmen Län-
dern wächst, gehört auch noch zu dieser Klasse, nämlich das
Zuckerrohr. Es ist ebenfalls eine Grasart, zeichnet sich aber
durch feine lange, außer dem Kelch stehende Wolle und seine
zweispelzige Krone vor den übrigen Gräsern aus, und wird
oft zwei Mal Mannshoch. Sein süßes, faftreiches Mark
wird durch Walzen ausgepreßt, und da dieß bald verdirbt,
wenn es nicht gleich verarbeitet wird, müssen die armen
Neger Tag und Nacht bei den Walzen stehen und es sich
blutsauer werden lassen, woran wir wohl selten denken, wenn
wir den süßen Zucker uns gut schmecken lassen. Es ist noch
zu bemerken, daß zu dieser Pflanzenklasse, ähnlich der ersten,
nur sehr wenige Bäume gehören, während in der zweiten
fast nur Bäume und Sträucher sind.
Aus der vierten Klaffe der Pflanzen mit 4 Staub-
fäden, deren Blumenkrone und Kelch meistentheils auch in
4 getheilt ist, — wie man denn ein ähnliches Zahlenver-
hälmiß zwischen den Staubfäden und Blumenblättern bei
allen Pflanzen findet — nennen wir den Corneliuskirsch-
baum, das Scabiofenkraut, das Waldmeisterlein, die Fak-
berröthe, den Wegerich; aus der fünften das Vergißmein-
nicht, die Primeln, die Glockenblume, die Winde, das Gais-
blatt, das Veilchen, das Immergrün, den Epheu, den Faul-
baum, die Stachel- und Johannisbeere, den Weinstock, des-
sen eigentliches Vaterland Asien ist, wie auch den Kaffee-
baum. Die Blatter desselben sehen wie Pomeranzenblättek
aus, nur viel länger; die Blumen sind weiß, die Frucht ist
eine kleine Kirsche, in der 2 Kaffeebohnen statt des Kerns
zusammen gewachsen sind. Der Baum wächst ursprünglich
in Arabien, eben so häufig, wie bei uns die Pflaumen-
bäume, und da ist auch die beste Kaffeesorte; aber die Leute
dort begnügen sich grade mit dem schlechtesten Kaffee, nämlich
einem Getränke von den Schaalen der Kaffeebohnen. Macbt's
doch auch mancher Christ so, der das schöne kräftige Bibel-
wort so nahe hat, genießt's aber nicht, sondern nährt sich
vielmehr nur von den Schaalen dürftiger Menschenweisheit.
Zu dieser Klaffe gehören noch alle sogenannten Schirm -
oder Doldenpflanzen, bet denen die Blüthen, wie bei der