1846 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Westermeier, Franz Ä. Bogislav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
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könnte, ohne daß e*t ihren unsichtbaren Herrn und Schöpfer
ehren und lieben lernte. - Aber die Erfahrung zeigt doch,
daß sehr viele Menschen ihre Luft an der Natur und ihren
Werken wohl haben, aber an Gott haben sie gar keine
Freude, und machen ihm auch keine Freude. Das kommt
aber bloß daher, daß kein Mensch das große schöne Buch
der Natur seinem eigentlichen höchsten Inhalte nach recht
verstehen kann, ohne das andere Buch, welches viel deut-
licher und vollständiger von Gottes Wesen und Willen redet,
die heilige Schrift, von welcher Jene aber eben Nichts wis-
sen wollen. Darum wäre es wohl gut, wenn Jeder, der
den ersten, bloß vorbildlichen und vorbedeutenden Theil der
Offenbarungen Gottes an den Menschen — daö Buch der
Natur — lieb gewonnen, dabei vor Allem auch Liebe und
Lust an jenem zweiten höhern Theil gewönne, welcher allein
die Räthsel und das dunkle Sehnen der Natur und des
Menschenherzens lösen und erfüllen kann, damit das Lob
Gottes immerdar in seinem Munde, in seinem Herzen und
in seinen Thaten sei, und er von ganzer Seele einstimme in
die Worte eines Psalmes, wie der 104. ist, der von den
Wundern der Natur erzählt, aber nun auch mit Gattes Lobe
anfängt und mit ihm schließt.
Vii.
Der Mensch.
Als der liebe Gott den Himmel mit der Sonne, dem
Monde und den Sternen geschaffen hatte, und die Erde und
Alles, war darauf ist, schuf er zuletzt den Menschen. Nicht,
als ob dieser unter allen Geschöpfen die letzte Stelle ein-
nehmen sollte; im Gegentheil, Gott machte ihn zum Herrn
über alle seine Werke, und er sollte auf der Erde herrschen,
welche der Allgütige für ihn zuvor mit allen möglichen gu-
ten Gaben zugerichtet hatte, und drückte ihm sein eigen Bild
auf, denn «Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum
Bilde Gottes schuf er ihn.» (1 Mos. 1, 27.) Darum ist
es ja wohl recht und billig, daß, nachdem wir die anderen
Geschöpfe Gottes, groß und klein, betrachtet haben, wir
nun auch dieses vornehmste unter allen Geschöpfen naher be-
schauen. Da wird es und denn wohl ergehen, wie jenem