1846 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Westermeier, Franz Ä. Bogislav
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
dieß übrigens der erste Anfang jener höheren, alldurchdrin-
gendcn Lebenöbewegung, die sich bald hernach dieser ganzen
Gemeinde bemächtigte. v°n Schuber».
Muttersorge.
In Afrika lebte eine fromme Mutter, die hieß Moni-
ka; die war eine Wittwe, und hatte einen Sohn, der hieß
Augustin. Aber der Jüngling fiel zugleich in die Netze
der Sünde und einer ungöttlichen Weisheit, und fein unver-
ständiges Herz wurde verfinstert, und sein Weg verderbt.
Die Mutter aber gedachte, er würde ihre grauen Haare mit
Leide hinunter in die Grube bringen. Und sie rief zu dem
Herrn in ihrer Noth, und brachte viel Gebet und Thränen
vor ihn. Dergleichen auch suchte sie Rath und Hülfe bei
frommen Menschen. Also kam sie zu einem erfahrenen Bi-
schof und bat: «Sprich mit meinem Sohne,, ob du ihn be-
lehrest von dem Irrthum seiner Wege.» Aber der Bischof
sagte: «Nicht also, denn er ist jetzo noch aufgeblasen, und
brüstet sich seiner neuen Weisheit, er möchte sein Ohr ver-
stopfen gegen meine Rede; aberlaß ihn, und fahre du fort,
für ihn zu bitten zu dem Herrn, der wird ihn überführen zu
seiner Zeit.» Aber deß konnte sich die Mutter noch nicht ge-
trosten, und sie bat zum andern und zum dritten Mal: «O
Herr, höre die Stimme deiner Magd und sprich mit meinem
Sohne!» und sie weinte viel. Da entsetzte sich der Bischof
über des Weibes Liebe und rief: «Gehe hinweg, und halte
also an: denn es ist unmöglich, daß ein solcher
Thränensohn sollte verloren gehen können!»
Und dem Weibe dünkten die Worte, gleich als wären sie vom
Himmel geredet. Und über eine lange Zeit, da geschah, wie
sie geglaubt und gebeten hatte, und sie konnte mit Freuden
sprechen: «Dieser meinsohn wartodt, und ist wie-
der lebendig geworden; er war verloren, und ist
wieder gefunden!» — Noch mehr, ihr Sohn ward ei-
ner der treuesten Diener in der Kirche Christi.
Ihr Kinder, also liebt, sorgt und weint ein Mutter-
herz! Es ist aber nicht fein, seiner Mutter solche Thränen
auspreffen. Wollt ihr vor solcher Sünde behütet bleiben,
so hört auf die Stimme eures Gottes und folgt ihm. Er
liebt euch noch mehr, als Vater und Mutter; denn also
spricht der Herr: Kann auch ein Weib ihres Kin-