1829 -
Neustadt a.d.O.
: Wagner
- Autor: Schwabe, Johann Friedrich Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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kein guter Mensch war, denn er meinte es nicht gut mit arr-
dern Menschen, er hatte nur sich lieb. Daher hatte er eine:
Menge Geld aufgehäuft, und andere Menschen um ihn herum
waren ganz'arm. Wenn er in der Nacht von Jemand
träumte, so schickte er am Morgen hin und ließ den Men-
schen todt machen, weil er durch ihn im Schlafe gesiört wor-
den sek. Einen solchen Menschen konnte Niemand gut seyn,
weil er Niemandem gut war, und überhaupt kein gutes
keinen guten Willen, keine Neigung Gutes zu thun hatte.
Der Mensch soll aber nicht nur das Gute wissen und kön-
nen, er soll es auch wollen; sonst hilft alles Wissen und
Können Nicht-; er soll ein guter Mensch seyn.
8. Thätige Menschen.
öudwig hatte von Natur recht viel Fähigkeiten, d. h. es
wurde ihm sehr leicht irgend Etwas zu begreifen und zu mer-
ken. Seine Aeltern schickten ihn daher recht ordentlich in die
Schule, und er lernte so gut, daß er alle seine Mitschüler
übertraf. Nach vollendeter Schulzeit ließen ihn seine Aeltern
das Lischlerhandwerk lernen, und er fand sich auch darein
so gut, daß ihn sein Meister gar sehr lobte und er recht bald
die beste Arbeit verfertigen konnte. Er war auch sonst ein
gutmüthiger Mensch, der allen Andern gern alles Gute gönn-
te und es ihnen auch verschafft und gethan hätte, wenn es
ihm nur keine Mühe und Anstrengung kostete. Aber das war
seine Krankheit, er war träge. Weil ihm anfänglich Aues
leicht ward, so scheuste er hernach auch jede Anstrengung.
Dazu kam, daß er nach dem Tode seiner Aeltern ein hübsches
Vermögen erbte. Nun glaubte er, er brauche nicht mehr zu
arbeiten, und der junge Mann, der so Viel wußte, so Viel
konnte, auch alles Gute wollte, that doch Nichts, wurde
also unnütz für die Welt und stürzte sich endlich selbst in Ar-
muth und Verachtung. Man hatte ihn sonst nur den klugen,
den geschickten Ludwig genannt; jetzt hieß er der faule Lud-
wig, der Tagedieb; weil er kein thätiger Mensch war.
9. Wozu bist du nun da?
§ranz fragte seinen Vater, als dieser einen Baum Pflanz-
te; „Warum pflanzest du nur den kleinen Baum, der tragt