1829 -
Neustadt a.d.O.
: Wagner
- Autor: Schwabe, Johann Friedrich Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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und nach wurden die Riemen locker, mit welchen der Man-
telsack ang bunden war, und der Mantessack si-ll herab,
ohne daß es der Kaufmann merkte. Der Hund aber sahe
es und sing, an zu winseln. Der Kaufmann kehrte sich
nicht daran. Da der Hund imnier ärger bellte, so hieb
ihn der Kaufmann ein paarmal mit der Peitsche. Aber
der gute Hund hörte nicht auf. Er sprang an das Pferd,
und biß es in die Füße, daß es nicht werter gehen sollte
und der Schaum stand ihm vor der Schnautze. Nun dachte
der Kaufmann sein Hund sei toll geworden, und schoß ibn
mit seiner Pistole, daß er niederstürzte und ritt dann wei-
ter. Als er noch eine Strecke geritten war, kühlte er hin-
ter sich, und erschrack, als er seinen Mantelsack vermißte.
Nun ritt et zurück und sah überall Blut von seinem Hun-
de. Endlich kam er dahin, wo sein Geldlack he.runt''rge-
fallen war. Da lag sein treuer Hund neben dem Sacke.
Er wedelte mit dem Schwänze, leckte seinem Herrn die
Hand und starb.
In Nom war vor alten Zetten die böse Gewohnheit,
Menschen, die man wegen irgend eines Verbrechens am
Leben strafen wollte, wilden Thieren vorzuwerfen, welche
man eingesperrt hatte und vorher hungern ließ, daß sie
begierig über die unglücklichen Menschen herfñlen und sie
zerrissen. Das nannte man ein angenehmes Schauspiel.
Einstmals wurde ein Sclave, (weißt du noch, was ein
Sclave ist? —) der seinen Herrn entlaufen war, wieder
eingefangen, und sollte nun auch so grausam hingerichtet
werden. Ein grimmiger Löwe wurde auf ihn losgelassen,
der lange vorher gehungert hatte. Wüthend stürzte das
wilde Thier heraus; aber, o Wunder! als der Löwe den
Sclaven erblickte, legte er sich schmeichelnd zu seinen Fü-
ßen nieder, leckte ihn und bezeigte auf alle Weile seine
Freude. Der Kaiser ließ den Sclaven vor sich kommen
und fragte ihn, wie es zugehe, daß der Löwe ihn verscho-
ne? Da erzählte der Selaoe folgende Geschichte: „Als ich
entlaufen war, verbarg ich mich aus Furcht in den Wäl-
dern, daß mich Niemand finden sollte. Da batte ich mich
einmal, weil ich müde geworden war, in eine Höhle ver-
locken f um dort auszuruhen. Aber kaum war ich darinne
so kam ein großer Löwe herein, der hier- seine Wohnung
hatte. Ich wäre bald vor Schreck gestorben; aber der Löwe